Verkündigung

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal, HI MM 001
Maßwerkfenster mit Verkündigung an Maria, ehemals in der Hauskapelle des Dr. Sixtus Tucher, Nürnberg

Leuchtendes Gelb dominiert die Farbpalette dieses Glasgemäldes mit einer Verkündigung an Maria, aus deren Schlafgemach sich der Blick auf eine Landschaft am Wasser öffnet. Die geziert wirkende, gedrehte Pose von Maria im Brokatmantel und die schwebende Gestalt Gabriels entsprechen einer spätgotischen Darstellungsweise, die räumliche Perspektive und die Plastizität der Figuren hingegen den Neuerungen der Renaissancemalerei. Bekrönt wird die Szene von einem Maßwerkbogen mit segnendem Gottvater sowie floralen Motiven und Vögeln in den Kopfscheiben (links Malerei verloren).

Aus stilistischen Gründen ist der Entwurf dem Mitarbeiterkreis um Albrecht Dürer zuzuschreiben. Die damals bedeutendste Nürnberger Glasmalerwerkstatt von Veit Hirsvogel d.Ä. führte ihn aus.

Ursprünglich bildete die Verkündigung das zentrale Chorfenster der Kapelle im Gartenhaus von Sixtus Tucher in der Nürnberger Grasersgasse. Als der Kleriker und Humanist seine Stelle als Propst von St. Lorenz 1504 aufgab, zog er sich dorthin zurück. Von der Pracht der Farbfenster in der Hauskapelle zeugt ein Aquarell des 18. Jahrhunderts in den "Monumenta".

Bis 1833 blieb das Anwesen im Besitz der Älteren Linie der Tucher, dann wurden alle Glasgemälde und weitere Kunstschätze versteigert und zerstreut (teilweise erhalten). Dem königlich–bayerischen Regierungsrat Christoph von Tucher (1841–1922) gelang es unter anderem das Verkündigungsfenster für die Familie zurückzukaufen.

Claudia Däubler-Hauschke