Englischer Gruß

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal, HI Gra 002
"Englischer Gruß" nach der Skulpturengruppe des Veit Stoß in St. Lorenz, Nürnberg

Dieses Blatt zeigt den sogenannten Englischen Gruß von Veit Stoß. Die Zeichnung wurde vom Maler, Zeichner und Kupferstecher Michael Herr gefertigt, der seit 1619 in Nürnberg ansässig war. Das überaus bedeutende Werk der spätgotischen Holzschnitzkunst wurde 1517 von Anton II. Tucher gestiftet und befindet sich seit seiner Fertigstellung 1518 mit wenigen Unterbrechungen bis heute im Chor der Nürnberger Lorenzkirche. Herrs Zeichnung zeigt die Figuren der Verkündigung, den Erzengel Gabriel und die künftige Gottesmutter Maria. Kleinere Engel, die teils musizieren, teils die Marterwerkzeuge Christi präsentieren, begleiten die Szene. Gerahmt werden die Figuren von einem goldenen Rosenkranz. Über all dem thront schließlich Gottvater, in einer Hand einen goldenen Reichsapfel haltend, mit der anderen einen Segensgestus weisend. Anders als das Bildensemble in St. Lorenz, zeigt die Zeichnung noch die ursprünglich vorhandene, feingliedrige Bügelkrone, welche die Figurengruppe nach oben hin abschließt. Die sanft geschwungenen Bügel sind mit Sternen besetzt, sodass eine Art Baldachin entsteht.

Im Auftrag der Familie Tucher wurde dieses Blatt zur privaten Betrachtung und zur Erinnerung an den Stifter angefertigt. Bei einem Absturz Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Englische Gruß schwer beschädigt und musste mühsam rekonstruiert werden. Da Herr den Engelsgruß im Zustand des 17. Jahrhunderts zeigt, belegt das Blatt die im Zuge dieses Unglücks verloren gegangenen Details.

Lisa Reinhard