Christoph, 1886

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal, HI Gm 014
Bildnis des Regierungsrates Christoph August Wilhelm von Tucher (1841–1922), 1886

Verdient um das historische Erbe seiner Vorfahren machte sich Christoph August Wilhelm von Tucher. Er verfasste 1897 eine Geschichte der geistlichen Stiftungen der Tucher und erwarb für die Familie wichtige Werke aus dem Kunsthandel zurück.

Wie sein jüngerer Bruder Heinrich stand auch Christoph im Dienst der bayerischen Monarchie. Anders als Heinrich zog es ihn jedoch nicht ins Ausland, er wirkte als königlich-bayerischer Kämmerer und Regierungsrat in München.

Ende des 19. Jahrhunderts beauftragten die Brüder den berühmten Münchner "Malerfürsten" Franz von Lenbach, den wichtigsten deutschen Bildnismaler der Zeit, mit ihren Porträts. Der Künstler prägte mit seinem unverwechselbaren Stil das öffentliche Gesicht der "High Society" des späten 19. Jahrhunderts. Sich von ihm konterfeien zu lassen, steigerte das eigene Ansehen.

Während Lenbach Heinrich im historisierenden spanischen Kostüm des späten 16. Jahrhunderts darstellte, kleidete sich Christoph entsprechend der konservativen eleganten Herrenmode seiner Zeit: Der schlichte schwarze Gehrock ist Ausdruck seiner gesellschaftlichen Stellung in der Landeshauptstadt.

Die enge Verbindung der Brüder enthüllt sich auf Fotografien, die Heinrichs Arbeitszimmer in Rom 1887 und Paris 1895 zeigen: Dort ist jeweils eine deutlich verkleinerte, ansonsten identische Version des Lenbach-Porträts seines Bruders zu erkennen. Der Jüngere hatte den Älteren also auch in der Ferne zumindest im Bild an seiner Seite.

Ulrike Berninger