Tucherschloss, 1946

Stadtarchiv Nürnberg, A40_L_10_10
Das Tucherschloss nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, Blick auf die West- und Südseite

Der britische Luftangriff auf Nürnberg vom 2. Januar 1945 hatte die östliche Sebalder Altstadt besonders hart getroffen und fast vollständig in Schutt und Asche gelegt. Nach der Räumung des Bombenschutts erhielt der von der Kaiserburg bis zur Pegnitz reichende Innenstadtbereich aufgrund seiner baumlosen Ödnis und des kargen Bodenbewuchses im Volksmund die Bezeichnung "Sebalder Steppe" – bis weit in die Sechziger Jahre hinein Inbegriff der Trostlosigkeit.

Entlang der Hirschelgasse hatte die Bombardierung nahezu die gesamte Bebauung bis zum Laufer Torturm ausgelöscht. Von den an dieser Straßenzeile gelegenen spätmittelalterlichen Patrizieranwesen war am nordöstlichen Rand der "Sebalder Steppe" einzig das Tucher’sche Gartenanwesen wenigstens partiell stehen geblieben.

Vom Hauptgebäude des Renaissanceschlösschens hatten lediglich die Außenmauer im Westen zum Schlosshof hin, die zur Hirschelgasse zeigende Südfassade mit dem sogenannten Chörlein – dem besonderen Nürnberger Erker – sowie die Mauer im Osten dem verheerenden Brand Stand gehalten. Ebenso erhalten blieb ein großer Teil des am Schlosshof gelegenen markanten Treppenturms, der nach französischem Vorbild gebaut war. Die seitlich nach Westen und Osten ans Hauptgebäude anschließenden ehemaligen wirtschaftlichen Trakte waren dagegen – wie auch die gesamten Dächer, Raumdecken und Fußböden des Anwesens – komplett zerstört worden.

Ulrike Berninger