Deckelpokal

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal, HI Gl 001
Deckelpokal aus Glas mit der Darstellung von Simmelsdorf

Wie viele Familien des Patriziats, ließen die Tucher ihre herrschaftlichen Ansitze im Nürnberger Umland auf repräsentativen Objekten des Hausrats, zum Beispiel auf Trinkgefäßen verewigen. So ist auf diesem Deckelpokal die Ansicht des Tucher’schen Anwesens in Simmelsdorf in feiner Glasschnitttechnik aufgebracht.

Der Pokal besitzt einen runden Fuß mit Lorbeerkranz als Dekor, über dem sich ein hohler, schlanker Balusterschaft erhebt, der die glockenförmige Kuppa trägt. Den hochgewölbten Deckel mit hohem Balusterknauf ziert ein Blattkranz mit Blüten. Die Wandung zeigt auf der einen Seite das Wappen der Familie Tucher, auf der anderen Seite die Ansicht des Weiherhauses. Der Wohnturm mit Fachwerkgiebel steht auf einer kleinen Insel inmitten eines Weihers. Zu erreichen ist das Gebäude nur über eine überdachte Brücke, neben der am Ufer ein Kahn liegt. Im Hintergrund sind das Dorf und Felder zu erkennen.

Der Glasschnitt erfolgte durch den Nürnberger Glasschneider Hermann Schwinger, der insbesondere für seinen feinen und detailliert ausgeführten Schnitt bekannt ist. So spiegeln sich Kahn und Wohnturm auf dem von Bäumen und Sträuchern umgebenen Weiher, dessen Wasseroberfläche sich leicht kräuselt. Seine Signatur hinterließ der Meister auf der Wandung der Kuppa. Vermutlich lag seiner Landschaftsdarstellung eine graphische Vorlage von J.C. Renner um 1650 zu Grunde.

Birgit Schübel