Linhart an Herdegen, 1560

Stadtarchiv Nürnberg, E29/IV, 404
Linhart II. Tucher aus Nürnberg an seinen Sohn Herdegen IV. Tucher in Lyon, 27.6.1560

Die politische Tätigkeit Linharts für die Reichsstadt hatte zwar seinen Rückzug aus der operativen Leitung der Tucherischen Handelsgesellschaft zur Folge, doch überwachte er von Nürnberg aus brieflich die Tätigkeit seiner Söhne in den auswärtigen Filialen.

Im vorliegenden Brief macht er seinem Sohn Herdegen schwere Vorwürfe:
Er solle seinen leichtfertigen Lebenswandel aufgeben und weniger trinken, außerdem sei die Nummerierung der aus Lyon eingegangenen Frachtballen fehlerhaft und stimme nicht mit den Frachtbriefen überein. Solche Fehler gebe es seit Jahren und er habe sie schon oft kritisiert, es sei aber keine Besserung eingetreten. Herdegen solle ein Register der versendeten Frachtballen führen, die Nummern sofort eintragen und bei Fehlern die Schuldigen nach Nürnberg melden.

Im Übrigen solle Herdegen die Kreditvergabe einstellen, da die Könige von Spanien, Portugal und England ihre Schulden nicht mehr bedienten und eine allgemeine Kreditkrise drohe; auch große Firmen seien jetzt nicht mehr vertrauenswürdig. – Der Brief ist im Original nicht erhalten, war Linhart aber so wichtig, dass er eine Abschrift aufbewahrt hat.

Horst-Dieter Beyerstedt