KulturErben. Agnes Bernauer Festspiele in Straubing

Der Agnes-Bernauer-Festspielverein führt im Innenhof des herzoglichen Schlosses in Straubing im vierjährigen Turnus ein Freilichttheater auf. Das Stück zeigt verschiedene Aspekte des legendenhaft ausgestalteten Lebens der Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer (um 1410-1435). Diese war seit 1428 Geliebte des Wittelsbacher Thronfolgers Albrecht III. (1401-1460). Aufgrund der nicht standesgemäßen Verbindung ließ dessen Vater, Herzog Ernst von Bayern-München (1373-1438), Agnes Bernauer 1435 in Straubing in der Donau ertränken.

Die Erstfassung des Schauspiels entstand 1935 zur 500-Jahrfeier der Hinrichtung von Agnes Bernauer. Autor des Librettos war der bekennende Nationalsozialist Eugen Hubrich (1885-1963). Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es bei dem seit 1952 zunächst unregelmäßig aufgeführten Stück durch verschiedene Autoren zu einer vorsichtigen Überarbeitung der ursprünglichen Textfassung. Eine erste gänzliche Neufassung des Librettos erfolgte 1995 durch Johannes Reitmeier und Thomas Stammberger. Seitdem werden die Textfassungen immer wieder neu bearbeitet zur Aufführung gebracht. So auch bei den letzten Festspielen 2019.

Die Organisation der Festspiele liegt beim Agnes-Bernauer-Festspielverein (rund 475 Mitglieder), bei dem alle der etwa 200 Teilnehmenden Mitglieder sein müssen. Das Festspiel selbst führen Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller aus der Stadt und dem Umland von Straubing mit großer Spielfreude auf. Unter den unterschiedlichen Rollen, die der Vorstand des Festspielvereins zusammen mit der Regie verteilt, kommt dem Herzogspaar eine besondere Bedeutung zu. In Ausstattung und Kostümen wird zwar auf historische Detailtreue Wert gelegt, dennoch haben seit Mitte der 1990er Jahre parallel zur Neufassung des Textes auch verstärkt moderne spielerische Ausdrucksformen Eingang gefunden. Die aufwändig gefertigten Kostüme bewahrt der Verein im eigenen Fundus auf.

Darstellerin und Darsteller des Herzogspaares sind über die Aufführungen hinaus zu Repräsentationszwecken für die Stadt aktiv. Die Festspiele 2019 wurden von etwa 20.000 Gästen besucht. In den Jahren zwischen den Festspielen organisiert der Verein Aufführungen anderer Stücke, die dann ebenfalls mit den Laienschauspielerinnen und Laienschauspielern der Festspiele aufgeführt werden.

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Weitere Informationen in der Landesliste des immateriellen Kulturerbes Bayerns

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".