KulturErben. Kötztinger Pfingstritt

Eine der größten berittenen katholischen Bittprozessionen Europas findet jährlich am Pfingstmontag im Bayerischen Wald statt. Der Ritt beginnt um 8 Uhr an der Kirche St. Veith in Bad Kötzting und führt gut sieben Kilometer zur Nikolauskirche im Bad Kötztinger Ortsteil Steinbühl. Heute nehmen teils weit über 900 Reiter mit geschmückten Pferden teil. Die in Mähne sowie Zaum- und Sattelzeug geflochtenen Papierröschen bestimmen den charakteristischen Anblick des Reiterzugs. Die Prozession wird vom Kreuzträger, zwei Laternenträgern und zwei Fanfarenbläsern angeführt, ihnen folgt der Träger mit der Monstranz. Auf dem Weg nach Steinbühl finden Flursegnungen statt und dort wird eine Messe gefeiert.

Der Legende nach geht der Brauch auf ein Gelöbnis des Jahres 1412 zurück, als Burschen aus Kötzting ihrem Pfarrer auf dem Weg zu einer Krankensalbung in den Nachbarort Steinbühl Geleitschutz gaben. Die alljährlich am Pfingstmontag durchgeführte Reiterprozession ist seit Mitte des 17. Jahrhunderts nachweisbar. Sie war während der Säkularisation verboten und 1869 untersagte der Regensburger Bischof Ignaz von Senestrey (1818-1906) das Mitführen der Monstranz. 2004 erhob Bischof Gerhard Ludwig Müller (geb. 1947) den Pfingstritt wieder zu einer eucharistischen Prozession.

Verbunden mit diesem geistlichen Teil des Pfingstritts sind weltliche Pfingstfeierlichkeiten, wobei die sogenannte Pfingsthochzeit von Pfingstbräutigam und Pfingstbraut im Zentrum der Handlungen steht. Nach der Rückkehr aus Steinbühl erhält der Pfingstbräutigam als Erinnerungsstück vom Kötztinger Pfarrer das „Tugendkränzchen“, eine filigrane Klosterarbeit, die zuvor an der Monstranz befestigt war. Dann zieht der Pfingstbräutigam mit seinen Brautführern zum Elternaus der Pfingstbraut und holt sie zum Burschen- und Brautzug durch die Stadt ab. Am Alten Rathaus wird das Paar von der Bürgermeisterin oder dem Bürgermeister empfangen, woraufhin der Zug zur eigentlichen Pfingsthochzeit weiterzieht. Diese Hochzeitsfeier wird am Pfingstdienstag wiederholt. Zusätzlich finden während des ganzen Pfingstwochenendes weitere Veranstaltungen wie ein Pferdemarkt, ein Pfingstfestschießen und Konzerte statt.

Das von der Stadt Bad Kötzting ausgerichtete Fest wird vom Pfingstkomitee unter dem Vorsitz von Stadtpfarrer und Bürgermeisterin oder Bürgermeister organisiert. Das Pfingstwochenende ist jährlich der festliche Höhepunkt des Stadtlebens - und eine große Herausforderung für alle ehrenamtlichen Beteiligten.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben gemeinschaftlich gestalten

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000235/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"