KulturErben. Sennfelder und Gochsheimer Friedensfest

Die Friedensfeste der benachbarten Gemeinden Sennfeld und Gochsheim gehen auf die Wiedererlangung der Reichsfreiheit und der Rechte auf freie Ausübung protestantischen Glaubens im Jahr 1649 zurück. Die mehrtägigen Friedensfeste finden jeweils am ersten Septemberwochenende statt. Die beiden ehemaligen Reichsdörfer vor den Toren Schweinfurts verbanden die Friedens- und Freudenfeste mit ihren Kirchweihfesten: In Gochsheim wird das seit 1650 belegte Friedensfest von Beginn an zusammen mit der Kirchweih gefeiert. In Sennfeld legte man erst nach Errichtung der Dreieinigkeitskirche im Jahr 1705 beide Feste zusammen. Zur Erinnerung an 350 Jahre Friedensfeste weihte man 1999 an der Gemarkungsgrenze einen Grenzstein ein, der Planpaare, Planbaum, Kirchen sowie die Wappen von Sennfeld und Gochsheim zeigt. Seitdem gibt es immer am Mittwoch zwischen Kirchweih und Nachkirchweih das "Grenzsteinfest", bei dem sich die Bürgerinnen und Bürger beider Gemeinden treffen, um ihre Geschichte als freie Reichsdörfer zu feiern.

Die Hauptakteurinnen und -akteure der Feste sind die unverheirateten Planpaare. In Sennfeld stellen die Planburschen, ausgewählt vom Trachtenverein, am Kirchweihsamstag einen großen geschmückten Baum auf dem zentralen Dorfplatz, dem Plan, auf. Sonntags folgen nach dem Gottesdienst die Planrede, das Vivat-Trinken auf die Ehrengäste und der Plantanz; sie tragen fränkische Festtagstracht. Die Planburschen tanzen zuerst mit Kindern das „Gensdrecklesaushätschen“, danach mit ihren Planmädchen und zuletzt dürfen alle Festbesucherinnen und -besucher mittun. Rundtänze wie Walzer, Rheinländer, Schottisch und Dreher werden gespielt. Auch am Montag wird bis spät getanzt, die Männer tragen dabei Gehrock und Zylinder. Am Dienstag kommen vor den Häusern des Bürgermeisters, des Pfarrers und der Planmädchen die "Ständele" zur Aufführung und der Tag endet mit dem "Eierschmalzessen". Am folgenden Sonntag klingt das Fest mit der Nachkirchweih aus.

Das Fest in Gochsheim verläuft sehr ähnlich. Eine Besonderheit hier ist der "Kirchweihkuchen" der Planburschen, der öffentlich aufgehängt wird. Traditionell wird in Sennfeld Bier und in Gochsheim Wein ausgeschenkt. In Gochsheim ist das Fest als "freier Burschenplan" organisiert: Unverheiratete junge Männer und Frauen gestalten und finanzieren das Fest in eigener Verantwortung, von der Weinauswahl über den Auf- und Abbau der Bänke bis zum Zusammenkehren am Schluss. Die einst strengen Regeln für die Wahl der Planpaare sind heute gelockert, vor allem hinsichtlich der Konfession.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben weiterdenken

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000220/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"