KulturErben. Weihnachtsschützen im Berchtesgadener Land

Die Weihnachtsschützen im Berchtesgadener Land schießen mit sogenannten Hand- oder Schaftböllern (nicht nur) zur Weihnachtszeit. Die aus Eisen und Nussbaumholz gefertigten Vorderladerwaffen sind das zentrale Zubehör der Schützen. In der Region verfügen mehrere Böllermacher über das handwerkliche Wissen und Können für ihre Herstellung. Die öffentlichen Auftritte der Schützen, die in 17 Vereinen organisiert sind, beginnen jährlich am 17. Dezember um 15 Uhr mit den "Christkindlschießen" und werden bis zum 24. Dezember täglich wiederholt. Am Heiligen Abend folgt von halb zwölf Uhr bis Mitternacht das "Mettenschießen". Jedes Schießen ist eine Choreographie aus Einzelfeuer, Schnellfeuer und Salven. Jeder Verein hat seinen festen Standplatz im Talkessel. Beim Schießen ergibt sich dadurch nicht nur ein visuelles Schauspiel in der Dämmerung und nachts. Vor allem sorgt der akustische Eindruck der Schüsse zusammen mit ihrem Echo von den Berghängen für ein beeindruckendes Spektakel. Außer an Weihnachten werden Böller auch an Silvester, Pfingsten, Fronleichnam oder Erntedank geschossen, zudem häufig bei Hochzeiten.
Die Institutionalisierung des Weihnachtsschießens im Berchtesgadener Land erfolgte ab dem späten 19. Jahrhundert mit der ersten Vereinsgründung 1874 in Strub. Nach diesem Vorbild entstanden bis in die 1920er Jahre weitere Vereine. 1925 wurde schließlich die Vereinigung der Berchtesgadener Weihnachtsschützen ins Leben gerufen. In der Vereinigung der Weihnachtsschützen sind heute 17 Vereine mit insgesamt über 3.300 Mitgliedern organisiert. Die aktive Teilnahme an den Schießen ist nur Mitgliedern ab 18 Jahren möglich, wobei aktuell nur Männer schießen. Dabei tragen sie die regionale Tracht. In der Vergangenheit nahmen auch Frauen teil, wie Beispiele von Schützinnen aus den 1920er Jahren oder aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zeigen.
Die Vereinsorganisation ermöglicht, das Pulver gemeinsam zu kaufen und sorgt für eine Reglementierung des Schießens. Neue Mitglieder müssen zunächst den richtigen Umgang mit dem Schießpulver (von einem Vereinsmitglied mit Sprengstoffschein), den komplexen Ladevorgang der Böller und den Ablauf des choreographierten Schießens lernen. Privates Schießen ist verboten. Eine Mitgliedschaft bei den Weihnachtsschützen ist häufig Familientradition und das mit dem Schießen verbundene Wissen und Können wird innerhalb von Familien oder Freundeskreisen weitergegeben.
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Zur Ausstellungseinheit: KulturErben lernen, können, vermitteln
Weitere Informationen in der Landesliste des immateriellen Kulturerbes Bayerns
>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".