Papiergeld der europäischen Kolonialmächte

Die Geschichte des Papiergeldes in Europa ist untrennbar mit der kolonialen Vergangenheit der europäischen Staaten verbunden. Im 19. Jahrhundert dehnten diese ihre Herrschaft in großen Teilen der Welt aus, vor allem in Afrika und Asien. Die lokale Bevölkerung wurde gewaltsam unterworfen, ihrer eigenen Kultur und Gesellschaftsordnung beraubt und wirtschaftlich ausgebeutet. Auch wenn es verschiedene Typen von Kolonien gab, eines ist allen gemeinsam: Die erzwungene Herrschaft und ein System der Ungleichheit.
In der kolonialen Herrschaftspraxis nahm Papiergeld eine wichtige Rolle ein. Es diente nicht nur dem Finanz- und Warenhandel zwischen Kolonie und Metropole, sondern transportierte koloniales Denken, Stereotype und Rassismen. In seiner Funktion als Zahlungsmittel, das täglich verwendet wird, kann Papiergeld also durchaus als Propagandamittel eingestuft werden. Allerdings ist kaum erforscht und bekannt, inwieweit es in der lokalen Bevölkerung gebräuchlich war oder ob es hauptsächlich von Vertretern der Kolonialmacht genutzt wurde. Über Adressat und Wirkung der kolonialen Ideologie auf Geldscheinen kann also nur spekuliert werden.
Papiergeld aus kolonialen Kontexten ist ein historisch sensibles Sammlungsgut. Die Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung ist sich dessen bewusst und hat sich im Sinne einer aktiven Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte für die Bereitstellung dieser Objekte entschieden. Ziel ist es, einen offenen und transparenten Dialog in Öffentlichkeit und Wissenschaft zu fördern. Dabei wurde eine repräsentative Auswahl erstellt, die einen Querschnitt der kolonialen Papiergeldgeschichte bietet. Neben historischen, numismatischen, ikonographischen und technischen Informationen wird für jedes Objekt eine Kontextualisierung mit seiner Entstehungsgeschichte angeboten. Für eine differenzierte Betrachtung dieses Themas wurde eine begleitende Ausstellung konzipiert, die noch weitergehende Informationen bietet.
Aufgrund des Themas und der Entstehungszeit erscheinen auf den Objekten Motive, welche für Betroffene verletzend sein können. Diese Geldscheine sind ein Produkt ihrer Zeit und daher selbst wieder Quelle von historischer Erkenntnis. Die Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung und die Bayerische Staatsbibliothek distanzieren sich ausdrücklich von rassistischen und diffamierenden Darstellungen und Motiven.
>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Papiergeld Europas" der Giesecke+Devrient Stiftung.