Herkunft

Die ersten Lebensjahre

Am 25. August 1845 erblickte der lang ersehnte Thronfolger des bayerischen Kronprinzenpaares Maximilian II. Joseph von Bayern (1811-1864) und dessen Frau Marie von Preußen (1825-1889) das Licht der Welt. Der Erbprinz wurde im "Grünen Salon" in Schloss Nymphenburg, damals noch vor den Toren der Haupt- und Residenzstadt München gelegen, geboren. Die Begebenheit war umso erfreulicher, weil Prinzessin Marie zwei Jahre zuvor eine Fehlgeburt erlitten hatte. Um 0.30 Uhr verkündeten 101 Kanonenschüsse die frohe Botschaft in die Stadt hinein. Schloss Nymphenburg wurde festlich geschmückt und beleuchtet. Bereits einen Tag später wurde der bayerische Erbprinz getauft.

Mit den Worten "Es ist doch ein prächtiges Gefühl, Vater zu sein!", schilderte der frischgebackene Vater seinem Schwager, Prinz Adalbert von Preußen (1811-1873), die ersten überschwänglichen Empfindungen nach der Geburt.

Julia Misamer

Familiäre Prägungen

Die Familie prägte Ludwig II. in seiner Kindheit sehr. So hatte er seine Phantasie und schwärmerischen Neigungen wohl ebenso von seinem Großvater Ludwig I. (1786-1868) geerbt, wie auch sein starkes Interesse für Kunst und Literatur. Die Eltern Ludwigs II. entschieden zwar über die Erziehung ihres Sohnes, aber er blieb ihnen ein Leben lang fremd und hatte zu beiden immer ein distanziertes Verhältnis. Neben seinem Bruder Otto (1848-1916), um den er sich häufig bereits in frühen Jahren Sorgen machte, waren andere Mitglieder der Familie Wittelsbach für den künftigen König Bayerns mehr von Bedeutung, so etwa sein Onkel Adalbert von Bayern (1828-1875), der ihm die Musik Richard Wagners und den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. von Frankreich näherbrachte. Auch der Cousine seines Vaters, Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898), stand Ludwig II. näher als seinen Eltern.

Stefan Schnupp

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