Erbprinz Ludwig in seinem ersten Lebensjahr

Eine der frühesten Darstellungen von Ludwig II. stammt aus dem Jahr 1846. Die ursprünglich farbig angelegte Zeichnung zeigt das Kleinkind mit Häubchen, einem Kleidchen und einer Klapper aufrecht sitzend. Das fein gezeichnete Porträt stammt von dem in München ausgebildeten Porträtminiaturenmaler Adolf Grotefend (1812-1847), der vor allem vom Münchner Hof und aus anderen Adelskreisen Aufträge erhielt.

Wie zu dieser Zeit üblich, wurde der bayerische Prinz direkt nach der Geburt in die Obhut einer Amme gegeben. Sie war eine Bäuerin aus Miesbach, deren Name nicht überliefert ist. In den ersten Monaten entwickelte sich Ludwig gut und gedieh prächtig. Als er ungefähr ein halbes Jahr alt war, starb im Frühjahr 1846 unerwartet die Amme an einer schweren Meningitis (Hirnhautentzündung). Auch der Säugling Ludwig erkrankte daran und musste überdies abrupt abgestillt werden. Dies schwächte seine körperliche Verfassung erheblich, er kränkelte einige Monate und litt an starken Fieberkrämpfen. Wie der spätere Obduktionsbericht belegt, erkrankte er selbst an Meningitis.

Die Eltern des Erbprinzen weilten in jener Zeit in Berlin, da Ludwigs Großmutter Marianne von Hessen-Homburg (1785–1846) im Sterben lag. Mutter Marie wünschte, dass man ihr den Säugling nach Berlin bringe, damit sie sich selbst um ihn kümmern könnte. Doch Ludwig war so schwach und kränklich geworden, dass Leibarzt Franz Xaver von Gietl (1803-1888) von einer Reise abriet. Als die Mutter im Juli 1846 nach München zurückkehrte, hatte sich ihr Sohn von den Strapazen erholt.

Julia Misamer