Onkel Adalbert von Bayern

Die Zuneigung, die Prinz Ludwig bei seinen Eltern vermisste, fand er bei seinem Onkel Prinz Adalbert von Bayern (1828-1875). Durch ihn lernte er die Kunst, die Literatur, das Theater und vor allem die frühen Schriften Richard Wagners (1813-1883) kennen. Auch auf die Erziehung des Thronfolgers hatte Prinz Adalbert großen Einfluss. Ludwigs Abneigung gegen die Jagd und das Töten von Tieren dürfte der Einsatz seines Onkels für ihren Schutz zugrunde gelegen haben. Ganz besonders weckte Adalbert beim jungen Ludwig jedoch die Begeisterung für die Bourbonen und das Gottesgnadentum.

Da sein Bruder König Otto von Griechenland kinderlos war, wurde 1844 das Thronfolgerecht auf Adalbert ausgeweitet, so dass dieser von da an bis 1862 Thronfolger des Königreichs Griechenland war.

Am 25. August 1856 heiratete Prinz Adalbert in Madrid Amalia von Bourbón (1834–1905), Infantin von Spanien, das Paar bekam zusammen fünf Kinder. Adalbert Wilhelm starb am 21. September 1875 im Schloss Nymphenburg. Er wurde in der Michaeliskirche in München bestattet.

Prinz Adalberts gleichnamiger Enkel (1886–1970), berichtet in seinen Erinnerungen über die enge Verbindung Ludwigs zu seinen Großeltern: "Vielleicht hat seine Verbindung mit einer Infantin aus dem Hause Bourbon dazu beigetragen und die gemeinsame Schwärmerei für die Bourbonischen Lilien. Jedenfalls gehörten die vielen Bände der Memoiren Saint Simons zur Lieblingslektüre von Onkel und Neffe. Auch die Freude an goldenen Kutschen und sonstiger höfischer Pracht des Ancién Regime war ihnen gemeinsam." Der Autor der genannten Lieblingslektüre der beiden Wittelsbacher war Louis de Rouvroy, Duc de Saint-Simon (1675-1755). Er war Politiker und Schriftsteller und für seine Memoiren bekannt, in denen er das Leben am Hof des französischen Königs Ludwig XIV. (1638-1715) beschreibt.

Julia Misamer