Staatsporträt König Ludwigs II.

Eine der populärsten Darstellungen König Ludwigs II. stammt von dem Münchner Maler Ferdinand von Piloty d. J. (1828-1895). Das Staatsporträt zeigt den zwanzigjährigen König nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1864. In ganzer Figur aufrecht vor dem Thronsessel stehend, gibt Piloty hier die jugendliche Gestalt des Herrschers in der bayerischen Generalsuniform mit blauem Rock, weißen Beinkleidern und schwarzen Reiterstiefeln wieder. Ludwig hat den roten Krönungsmantel aus Hermelin umgelegt. Er trägt die Wittelsbacher Hausorden, darunter den Georgiritterorden sowie die Kollane des Hubertusordens.

Der im Hintergrund stehende Thronsessel ist größtenteils verdeckt. Davon zu erkennen sind Teile der Rückenlehne mit Lorbeerrand sowie des rechten Beines mit einer nachempfundenen Löwentatze. Hinter Ludwig II. baut sich eine Draperie auf, auf welcher links oben das Rautenwappen mit Wappenbaldachin und Königskrone abgebildet ist. Unter dem Wappen ist die Bezeichnung "LUDOVICUS II./ BAVARIAE REX./ MDCCCLXV" zu sehen. Rechts hinter dem König befindet sich auf einem Tisch die bayerische Königskrone auf einem roten Samtkissen. Grundsätzlich entspricht das Portrait dem Typus der vorangegangenen bayerischen Herrscherporträts des 19. Jahrhunderts, jedoch ist hier die Verfassungsurkunde von 1818 nicht dargestellt.

Der Künstler greift mit der Darstellung der hoheitsvollen und schlanken Gestalt des bayerischen Königs die zeitgenössischen, teils begeisterten Berichte über die Anmut und das Auftreten in seinen ersten Regierungsjahren auf. Ludwig II. übte mit seiner stattlichen Größe von 1,90 Metern und seinem äußeren Erscheinungsbild eine starke Faszination auf seine Zeitgenossinnen und Zeitgenossen aus. Das Porträt wurde in Stichen und mithilfe des zu dieser Zeit neuen Mediums der Fotografie bereits ab dem Jahr 1865 reproduziert und in zahlreichen Exemplaren im ganzen Land verbreitet.

Julia Misamer