Eid auf die Bayerische Verfassung

König Max II. hatte zeitlebens unter einer äußerst labilen Gesundheit gelitten, starb aber dennoch unerwartet am 10. März 1864 im Alter von 52 Jahren. Noch am gleichen Tag ritt ein Reichsherold mit mehreren Begleitern in mittelalterlich anmutender Kleidung durch München und rief den Kronprinzen Ludwig als neuen bayerischen König aus. Am 11. März legte dieser in der Münchner Residenz den Eid auf die 1818 eingeführte bayerische Verfassung ab: "Ich schwöre nach der Verfassung und den Gesetzen des Reiches zu regieren, so wahr mir Gotte helfe und sein heiliges Evangelium." Dieser Akt wurde schriftlich festgehalten und von dem neuen Monarchen und den 22 Anwesenden, darunter königliche Prinzen, Mitglieder des Hofstabes und Minister, unterschrieben. Eine Krönung fand - wie auch bei allen anderen bayerischen Königen - nicht statt.

Der 18-jährige Ludwig bestieg den Thron fast völlig unvorbereitet: Er war zwar als künftiger Herrscher Bayerns erzogen worden, verfügte aber lediglich über eine gymnasiale Schulbildung und hatte eben erst ein Studium begonnen. Eine Ausbildung in Recht, Geschichte, Ökonomie, Staatswissenschaften und im Militärischen, die für einen Monarchen von großer Bedeutung war, stand größtenteils noch aus. Dadurch, dass Ludwig die Regierungsgeschäfte nach dem Tod seines Vaters sofort übernehmen musste, konnten diese Einführungen nicht mehr stattfinden.

Zu Ludwigs Regierungsantritt fertigte eine Augsburger Prägeanstalt Zinnmedaillen an. Dies geschah nicht in staatlichem Auftrag, sondern aufgrund einer privaten Initiative. Auf der Vorderseite ist Ludwigs Antlitz zu sehen, auf der Rückseite der Thron, der mit den Herrschaftsinsignien bedeckt ist und von der Verfassung gestützt wird. Ganz ähnliche Medaillen hatte es 1848 zu Ehren Kaiser Franz Josephs I. von Österreich (1830-1916) gegeben, der ebenfalls mit erst 18 Jahren ins Amt gekommen war.

Matthias Bader