Das Königreich Bayern zur Zeit König Ludwigs II.

Als Ludwig II. seine Regierung antrat, nahm Bayern eine Fläche von rund 76.000qkm ein. Das Königreich hatte 1864 4,8 Millionen Einwohner, wovon 75% auf dem Land und 25% in den Städten lebten. Das Land war in acht Regierungsbezirke bzw. "Kreise" eingeteilt, die ihre größtenteils bis heute fortwirkenden Namen 1837/38 unter König Ludwig I. (1786-1868) erhalten hatten: Oberbayern, Niederbayern, die Oberpfalz und Regensburg, Schwaben und Neuburg, Mittelfranken, Oberfranken, Unterfranken und Aschaffenburg und die Pfalz.

Das bayerische Staatsgebiet war ein "Produkt" der letzten Jahre des 18. und des ersten Fünftels des 19. Jahrhunderts. Während dieses Zeitraums erfuhr Bayern zunächst Gebietsverluste, anschließend aber enorme Erweiterungen, durch die es zu einem großen deutschen Flächenstaat anwuchs. Diese Entwicklungen sind vor dem Hintergrund der durch Napoleon ausgelösten fundamentalen Umwälzungen zu sehen, die zur Auflösung des Heiligen Römisches Reiches Deutscher Nation und zu einer Neuordnung Europas führten.

Bayern musste von 1791 bis 1803 seine pfälzischen, an Rhein und Niederrhein gelegenen Territorien abtreten. Im Zuge des 1803 verabschiedeten "Reichsdeputationshauptschlusses" und aufgrund einer ganzen Reihe von Folgeverträgen wurden ihm dagegen weite Teile Frankens und Territorien im östlichen Schwaben dauerhaft zugesprochen. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Reichsstädte, Reichsritterschaften, Reichsabteien und geistliche wie weltliche Fürstentümer. Hinzu kamen weitere geistliche Herrschaften in der Oberpfalz und in Ober- und Niederbayern, etwa das Hochstift Freising und Teile des Hochstifts Passau. 1816 fiel als Folge des Wiener Kongresses die linksrheinische Pfalz an Bayern zurück. Nachdem bis 1819 noch einige kleinere Arrondierungen in Franken vorgenommen worden waren, hatte das Königreich weitgehend seine endgültige Gestalt gefunden. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs sollte es nun zu keinen größeren Veränderungen seines Territoriums mehr kommen.

Matthias Bader