Arbeitsbedingungen der Kabinettssekretäre

Die zahlreichen Aufenthalte König Ludwigs II. abseits der Münchner Residenz und sein ungewöhnlicher Tagesrhythmus, der die Nacht zum Tag machte, erschwerten die Arbeit der Kabinettssekretäre ungemein. Hinzu kam die extreme Launenhaftigkeit des Königs, die dazu führte, dass er kein lang anhaltendes Vertrauensverhältnis zu seinen Sekretären aufbauen konnte.

Ludwig handelte in Extremen: Lob, Beförderungen und kostspielige Geschenke konnten schnell in Erniedrigungen und Entlassungsdrohungen gegenüber seinen Bediensteten umschlagen. So verließ etwa Friedrich von Ziegler das Amt im Jahr 1883 mit der Anmerkung, dass "die Situation am Hofe unerträglich und nicht auszuhalten sei."

Allerdings war die Arbeit der Sekretäre durch die häufigen Reisen des Königs (untergebracht war das "Kabinett" am Kapellenhof in der Münchner Residenz) nicht grundsätzlich beeinträchtigt. Auch in die Schlösser und abgelegenen Berghütten Ludwigs II. wurden die zu unterzeichnenden Aktenvorlagen pünktlich gebracht und abgeholt. Das Kabinettssekretariat verfasste dafür die Signate und legte sie dem König zu Unterschrift vor. Vorangehen mussten jedoch oft stundenlange Vorträge, in denen die Sekretäre Ludwig über die eingelaufenen Vorgänge informierten. Dabei nahmen die Sekretäre vom Willen des Königs Kenntnis und formulierten die Signate in dessen Sinne.

Zu den erschwerten Arbeitsbedingungen kam zudem eine hohe Arbeitsbelastung der Sekretäre. Aus einem Brief des damaligen Hilfsarbeiters Johann von Lutz (1826-1890) an den Minister des königlichen Hauses und Vorsitzenden im Ministerrat, Ludwig von der Pfordten (1811-1880) aus dem Jahre 1865 lässt sich zudem die umfangreiche Zahl der konkreten Vorgänge innerhalb des Sekretariats entnehmen. So ist hier die Rede von einem Gesamteinlauf an Geschäftsziffern von etwa 23 000 Nummern. Diese setzten sich aus Signaten zusammen, darunter Erledigungen ministerieller Anträge und die Verfügung von Bittgesuchen, die an Ministerien gingen. Zudem wurden darin Bittschriften und Briefe an den König zusammengefasst. Hinzu kamen noch die sogenannten "Kammerbefehle" mit privaten Anliegen des Königs.

Julia Misamer