Politischer Konservatismus: Die Patriotenpartei

Das katholisch-konservative Spektrum deckten in Bayern die "Patrioten" ab. 1869 schlossen sich in der Kammer der Abgeordneten des Landtags Delegierte zu einer "patriotischen Fraktion" zusammen, die zunächst noch nicht als Partei organisiert war. Bereits im Jahr zuvor hatte sich ein "Verein der bayerischen Patrioten" gegründet, der dem gleichen Milieu zuzuordnen ist. 1887 benannten sich die Patrioten in "Bayerische Zentrumspartei" um und firmierten nun unter dem gleichen Namen wie die entsprechende Partei im Deutschen Reichstag. Seit 1869 stellten sie durchgehend bis zum Ende der Monarchie 1918 die Mehrheitsfraktion im Landtag.

Die Patrioten traten vor allem für die Interessen der Bauern und des Adels ein und waren strikt föderalistisch, bayerisch-partikularistisch und antiliberal orientiert. Sie lehnten einen deutschen Nationalstaat unter preußischer Führung ab und forderten eine Staatengemeinschaft unter Beteiligung Österreichs. Ihre Basis bildete vor allem die ländliche Bevölkerung in Altbayern, Oberschwaben und Unterfranken. In vielerlei Hinsicht standen die Patrioten Ludwig II. nahe. Der König hegte allerdings trotzdem ein tiefes Misstrauen gegen sie, da er fürchtete, die Partei könnte ultramontanistische, d.h. fundamental papsttreue Positionen vertreten.

Die Patrioten waren stets gegen ein "kleindeutsches" Reich eingetreten. Anfang 1871 waren die "Versailler Verträge" jedoch unterschrieben und die Gründung des Deutschen Reiches nicht mehr rückgängig zu machen. Der bayerische Landtag musste noch mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen. Es kam zu einer mehrtägigen "Redeschlacht" in der Kammer der Abgeordneten, in der patriotische Abgeordnete höchst emotional für den Erhalt der bayerischen Unabhängigkeit argumentierten. Letztlich spalteten sich die Patrioten jedoch in dieser Frage und die Kammer stimmte mit 102 zu 48 Stimmen für die Verträge.

Matthias Bader