Ludwig II. als Großmeister des Georgi-Ritterordens

Hausritterorden waren Orden, die ursprünglich für den Souverän und seine Familie gestiftet wurden. Durch Kurfürst Karl Albrecht (1697-1745) war der sogenannte Georgiritterorden im Frühjahr 1729 als "Bayerischer Militärischer Ritter-Orden vom Heiligen Georg" und wittelsbachischer Hausritterorden neu belebt worden. Oberhaupt und Großmeister des Ordens war der jeweils regierende König.

Obwohl Ludwig II. bei den jährlichen Festen des Ordens oft nicht erschien, hegte er eine Vorliebe für diesen. Dafür waren zwei wesentliche Gründe ausschlaggebend: zum einen die Bedeutung des christlichen Märtyrerheiligen Georg und zum anderen die Funktion und herausragende Stellung des Königs als Großmeister des Ritterordens. Gerade das auf den Herrscher zentrierte Zeremoniell mit dem mitwirkenden höfisch-elitären Ritterzirkel erinnerte stark an die absolutistische Repräsentation des Ancien Régimes, das für Ludwig II. vorbildhaft war. Der Ritterschlag beim Ordenshauptfest wurde in der Münchner Allerheiligen Kirche erteilt. Dafür stand Ludwig unter einem Baldachin im Chor der Kapelle.

Das erste Ordensfest in der Regierungszeit Ludwigs II. sollte im Jahr 1865 stattfinden, doch der König ließ es wegen "Unpässlichkeit" absagen. Anlässlich des nächsten Fests am 24. April 1866 erschien der König ebenfalls nicht, sondern ließ sich durch seinen Onkel vertreten. Nach seiner erstmaligen Teilnahme am Ordensfest am 24. April 1867 schrieb der König tief ergriffen in sein Tagebuch: "...glückliches Traumbild, ..., o herrliche Zeit des wahren, echten Rittertums, gepriesenes gotterfülltes Mittelalter!"

Das im Atelier des Hoffotografen Joseph Albert (1825-1886) wahrscheinlich im September des Jahres 1866 entstandene Portrait zeigt Ludwig sitzend im prunkvollen Ornat des Ordens. Der kleinformatige Druck wurde aufgrund der sich rasch entwickelnden Drucktechniken und Reproduktionsverfahren auch einem breiten bürgerlichen Publikum zugänglich. Besonders in Form der sogenannten Carte-de-Visite Fotografien, die von Privatleuten gesammelt wurden, waren solche Aufnahmen beliebt. So schmückten diese oft Vorzeige-Alben oder das Wohnzimmer.

Julia Misamer