Reitersoldaten als Vertraute des bayerischen Königs

Heutzutage fällt es schwer, die zwischenmenschlichen Beziehungen Ludwigs II. zu seinen männlichen Begleitern eindeutig zu bewerten. Als enge Vertraute des bayerischen Königs tauchten neben dem Reitknecht Joseph Völk auch der Marstallfourier Karl Hesselschwerdt (1840–1902) sowie Ludwigs Privatsekretär Richard Hornig (1841–1911) auf. Schon damals wurde über den Aufenthalt von Reitersoldaten am königlichen Hofe unter vorgehaltener Hand gesprochen und spekuliert.

Richard Hornig trat 1859 ins Militär ein und begann dort die Offizierslaufbahn. Drei Jahre später wurde er in den königlichen Marstall berufen, wo er bis 1871 zum Stallmeister aufstieg. Im Jahr 1867 begleitete er Ludwig II. erstmals bei dessen Spazierritten. Von da an war er ein steter Begleiter bei Ausfahrten und -ritten des Königs. Durch den ständigen Kontakt wurde er zu einem engen Vertrauten des Königs und übernahm zunehmend die Aufgaben eines Privatsekretärs. Darüber hinaus schickte Ludwig Hornig auf Reisen, um für ihn Kunstwerke zu begutachten und zu beschaffen. Als 1885 finanzielle Probleme die Bauarbeiten an den Schlössern stocken ließen, gab der König auch Hornig die Schuld. Er beorderte ihn zurück in den Marstalldienst, was einer Verbannung aus dem königlichen Umfeld gleichkam. Hornigs Platz nahm Karl Hesselschwerdt ein.

Karl Hesselschwerdt wurde im Alter von 16 Jahren Schüler im Marstalldienst des Prinzen Adalbert von Bayern (1828-1875). 1864 trat er als Postillion in den königlichen Hofmarstallstab ein. Zwei Jahre später wurde er von dort aus in den direkten Dienst Ludwigs II. berufen und im folgenden Jahr zu dessen Leibreitknecht befördert. Als solcher war er bei allen Reisen des Königs in dessen Gefolge. Er versah dabei die sogenannten Fourierdienste, gemeint war damit die Organisation der Fahrten, vor allem was die Versorgung und Pflege der Pferde anging. Da er sich durch seine Aufgaben stets in unmittelbarer Nähe zu Ludwig II. aufhielt, wurde er bald ebenfalls ein enger Vertrauter des Königs. Trotz dieser Position belastete Hesselschwerdt als Zeuge den bayerischen König im Zuge des Gutachtens, das 1886 zur Entmündigung von Ludwig II. führte. Briefe, die Ludwig II. in seinen letzten Lebensjahren an Hesselschwerdt schrieb, gehören zu den wichtigsten Belegen für dessen homoerotische Neigungen. Darin werden konkrete Schuldgefühle des Königs deutlich. Diese verstärkten seine Menschenscheu, die wiederum die Angst der Regierung vor der Beeinflussung des Königs durch seine "Günstlinge" potenzierte.

Julia Misamer