Huldigungsmarsch für den bayerischen König

Während Wagners Münchener Zeit 1864-1865 residierte dieser in vom König bereitgestellten Häusern an den Münchener Propyläen sowie in Kempfenhausen am Starnberger See. Insbesondere während der zahlreichen Aufenthalte Ludwig II. in Schloss Berg war der Komponist ein häufiger Gast des Königs. Dies ist die Situation, die Kurt von Rozynski aus seiner Fantasie dargestellt hat, wobei er die Szenerie von Schloss Berg nach Neuschwanstein verlegte.

Zu den Gelegenheitskompositionen, die Wagner in dieser Zeit schrieb, gehört auch der Huldigungsmarsch Opus WWV 97. Ursprünglich war die Komposition als Geburtstagsüberraschung zum 19. Geburtstag Ludwigs am 25. August 1864 geplant, doch verhinderte der plötzliche Tod des Kapellmeisters der Militärmusik, Peter Streck (1797-1864) – angeblich aufgrund des Drucks und der Erwartungen Wagners – zwei Tage vor der Aufführung dieses Vorhaben. Die erste Aufführung erfolgte deswegen erst am 12. Oktober 1864 in Hohenschwangau. Der Marsch gilt als ein routiniertes, aber wenig inspiriertes Werk Wagners, das in seiner ursprünglichen Fassung ein anspruchsvolles Instrumentenensemble erfordert. Heutzutage sind deswegen die 1871 uraufgeführte Orchesterfassung oder die hier gebotene Klavierfassung verbreiteter.

Friedrich Röhrer-Ertl