Münchner Bühnenbildmagie

Ludwig II. war ein Theaterfürst. Keiner künstlerischen Gattung ließ der König so viel Aufmerksamkeit zuteilwerden wie den darstellenden Künsten Theater, Oper und (in geringerem Maße) Ballett. Da das königliche Hoftheater und (ab 1870) das Gärtnerplatztheater direkt dem König unterstanden, konnte und wollte dieser direkten Einfluss nehmen, was bis zu den Details einzelner Requisiten und Bühnenbildern reichte. Legendär wurden die "Separatvorführungen"; mehr als zweihundertmal ließ Ludwig Opern und Theaterstücke für sich allein aufführen.

Beginnend mit dem "Fliegenden Holländer" 1864 wurden die meisten Opern Richard Wagners in aufwändig gestalteten "Mustervorstellungen" an der königlichen Hofoper inszeniert. Mit opulenten Bühnenbildern, Kostümen und den Einsatz aufwändiger Bühnentechnik zielten sie auf eine Überwältigung der Sinne ab, wie sie für den Historismus typisch waren. Sie wirkten damit stilbildend für die Wagner-Inszenierungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Allerdings bedienten die Münchener Mustervorstellungen mehr den Geschmack König Ludwigs und den des Münchener Publikums, als die Intentionen Richard Wagners. Von diesem sind zahlreiche negative Aussagen zu den Inszenierungen überliefert.

Das hier gezeigte Bühnenbildmodell stammt aus dem 3. Akt der Mustervorstellung des "Tannhäuser" 1867. Entworfen von Heinrich Döll (1824-1892), zeigt es die Pilger im Tal vor der Wartburg mit Elisabeth, die vergeblich unter ihnen nach Tannhäuser sucht.

Friedrich Röhrer-Ertl