Elektrotechnik

Seit Ende der 1870er Jahre gehörte Bayern zu den führenden deutschen Ländern im Bereich der Elektrotechnik. Dafür stehen vor allem die Nürnberger Firma Schuckert und der Ingenieur Oskar von Miller (1855-1934). Schuckert erlangte große Bedeutung im Bau von Dynamomaschinen, elektrischen Lampen, Messinstrumenten und Scheinwerfern. Nürnberg entwickelte sich so zum wichtigsten deutschen Standort der Elektroindustrie nach Berlin. Der Münchner Oskar von Miller verhalf seit den 1880er Jahren dem Bau von Wasserkraftwerken zur Stromerzeugung in Bayern zum Durchbruch und gründete 1903 das Deutsche Museum.

Miller organisierte 1882 die Zweite Internationale Elektrizitätsausstellung, die erste große elektrotechnische Industrieschau in Deutschland. Sie fand im 1854 errichteten Münchner Glaspalast statt. Im Rahmen dieser Ausstellung gelang es erstmals, Strom über größere Entfernungen zu übertragen: Sigmund Schuckert legte eine fünf Kilometer lange Leitung von der Maffeischen Lokomotivfabrik zum Glaspalast, der Franzose Marcel Deprez leitete den Strom gar über eine 57 Kilometer lange Strecke von Miesbach in den Glaspalast und setzte damit einen künstlichen Wasserfall in Gang (hier nicht zu sehen). Während Deprez' Installation nur für wenige Stunden funktionierte, lief Schuckerts Stromübertragung permanent. Auch wenn es noch zehn Jahre dauern sollte, bis diese Technik erprobt war und in größerem Maßstab angewendet werden konnte, gelten Schuckerts und Deprez' Experimente als wegweisende Pioniertaten.

Matthias Bader