Kältetechnik

Große Innovationskraft entfaltete in Bayern seit Anfang der 1870er Jahre die Kältetechnik. Der Ingenieur Carl von Linde (1842-1934), Gründer des gleichnamigen Großkonzerns, war maßgeblich dafür verantwortlich. Linde konstruierte eine Maschine, die zuverlässig Kunsteis produzierte. Räume und Flüssigkeiten in Behältern konnten nun effektiv und permanent kühl gehalten werden. Damit schuf Linde auch die Voraussetzungen für die Entwicklung des modernen Kühlschranks. Allerdings hätte er diesen Durchbruch nicht erreichen können, wenn er nicht von den Großbrauereien Spaten in München und Dreher in Wien finanziell unterstützt worden wäre.

Brauereien konnten bis zu Lindes Erfindung Bier im Sommer nur unter Einsatz von großen Mengen Natureis kühlen, das im Winter von Flüssen und Seen abgetragen und eingelagert werden musste. Dieses Verfahren war äußerst kostenintensiv und auch mit Risiken verbunden. Deshalb bedeutete die Kältemaschine für die Brauindustrie einen Quantensprung: So konnten z.B. Spaten und Löwenbräu ihre Produktion von 1880 bis 1893 mehr als verdoppeln.

Carl Linde hatte es bis 1876/77 geschafft, sein Gerät zur Serienreife zu entwickeln. Gebaut wurde es anschließend von der Maschinenfabrik Augsburg, einem Vorgängerunternehmen der MAN. 1894 verkaufte die Fabrik bereits die 1.000 Maschine. Hier wird die erste ausgelieferte "Ur-Linde"-Kältemaschine gezeigt, die in der Dreher´schen Brauerei in Triest stand. Sie kann im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg besichtigt werden.

Matthias Bader