Schloss Linderhof: Speisezimmer

Entstanden 1872.

Die dicht ornamentierte Decke nach Entwurf von Christian Jank (1833-1888) zeigt vier medaillonartige Bilder in passig geschweifter Rahmung. Diese Motive entstammen einem Salon im 1. OG des Hôtel Soubise in Paris. Die Trophäenreliefs schuf Philipp Perron (1840-1907). Sie stellen die Gewinnung der Erzeugnisse dar, die die Grundlage der fürstlichen Tafel bilden: Gartenbau, Jagd, Fischerei und Landwirtschaft. Diesem Thema entsprechen die Stuckaturen der Decke. Die vollplastischen vergoldeten Puttenpaare stellen dar: Getreide- und Weinernte, Blumenzucht, Gartenbau, Jagd und Fischfang. Nach süddeutsch barockem Vorbild geht an verschiedenen Stellen die Malerei in plastische Darstellung über.

In der Mitte des Zimmers steht ein versenkbares "Tischlein-deck-dich" mit Meißener Porzellanaufsatz, darin ein üppiges, naturalistisches Blütenarrangement aus Biskuitporzellan, französischer Herkunft. Der Tisch kann, nach Vorbildern im Frankreich des 18. Jahrhunderts, mit Hilfe eines Gestänges ins Erdgeschoss versenkt und wieder heraufgehoben werden. So konnte der König, ohne von Dienerschaft gestört zu werden, alleine speisen. Die Entwürfe der reich geschnitzten und vergoldeten Möbel stammen von Franz Seitz (1817-1883): Prunkbüfett; Speisetisch; Sessel, Stühle und Tabourets mit rotem Seidenplüsch. Vielarmiger, bunt staffierter Lüster aus Meißener Porzellan.

Das schiffförmige vergoldete Bronzegefäß ("Nef") auf dem Kamin, das das Besteck des Königs aufnahm, ist eine Rekonstruktion des 1789 verlorenen Nefs Ludwigs XIV. (1638-1715).

Uwe Gerd Schatz