Schloss Neuschwanstein: Sagenwelt Arbeitszimmer

Der König arbeitete (Aktenstudium, Unterzeichnen von Urkunden) an dem großen Tisch inmitten des Raums, auf dem noch seine Schreibgarnitur steht: Briefbeschwerer in Form eines mittelalterlichen Reliquienschreins, Schreibmappe mit einem Deckel nach Vorbildern kostbarer mittelalterlicher Handschriften.

Der Sessel ist thronartig, mit dem gerauteten Hauswappen der Wittelsbacher und einer Krone nach mittelalterlichen Vorbildern, die motivisch der Krone des neuen Deutschen Kaisers von 1871 angelehnt ist. Der Konflikt Ludwigs II. zwischen verhasster konstitutioneller Wirklichkeit und Beschwören des Herrschertums konzentriert sich an diesem Schreibtisch. Die Balken und Konsolen sind mit reichem Schnitzwerk nach historischen Vorbildern versehen, wie überall in den Königsräumen des Palas.

Die Wandgemälde von Josef Aigner (1850-1912) stellen die Tannhäusersage dar. Wie in der gleichnamigen Oper Richard Wagners (1813-1883) wird sie hier unhistorisch mit dem Sängerkrieg auf der Wartburg verknüpft. Der fahrende Ritter und Sänger Tannhäuser verliebt sich in Elisabeth, die Nichte des Landgrafen von Thüringen. Da seine Liebe wegen des Standesunterschieds aussichtslos ist, zieht er unglücklich durch das Land. Er gelangt trotz Warnungen in den Hörselberg, in dem die Göttin Venus residiert, und genießt ein Jahr lang die Freuden der Liebe. Doch dann wird er der Göttin überdrüssig, verlässt den Hörselberg und gelangt wieder auf die Wartburg, wo ein Sängerstreit stattfindet. Tannhäuser schockiert die Sänger mit Lobpreisungen der sinnlichen Liebe. Er wird von der Wartburg verbannt, bereut seine Sünden und pilgert nach Rom, um vom Papst Vergebung zu erlangen. Diese wird ihm nicht gewährt, so dass er in den Venusberg zurückkehrt.

Uwe Gerd Schatz

Wandgemälde "Tannhäuser im Venusberg", Arbeitszimmer Schloss Neuschwanstein

1880/81
  • Aigner, Josef (1818-1886)
  • Schloss Neuschwanstein (Hohenschwangau)