Burg Falkenstein

Das Projekt der neuen Burg Falkenstein war bei der extrem ausgesetzten Lage des Bauplatzes, bei der enormen Fernwirkung, die der Bau gehabt hätte, und vor allem bei dem hochmögenden, fantasiereichen und vielschichtigen Programm der Räume, ausgesprochen visionär. Dem entspricht der nicht umsetzbare erste Idealentwurf des Theatermalers Christian Jank (1833-1888) von 1883. Der Architekt Max Schultze (1845-1926) übernahm die Planungen.

Aus der entscheidenden Phase 1885 haben sich für die Haupträume der Burg prächtige, farbige und sehr präzise perspektivisch angelegte Entwürfe erhalten, die Schultze und der Maler August Spieß (1841-1923) gemeinsam geschaffen haben. In dem kompakten, rundansichtigen und malerisch komponierten Bau sollten im Erdgeschoss Küche und Dienerräume eingebaut werden. Der 1. Stock sollte die Wohnräume des Königs aufnehmen, Vorzimmer, Speisezimmer, Arbeitszimmer und Schlafzimmer. Den ganzen 2. Stock sollte ein Festsaal umfassen, gestaltet nach dem Vorbild eines Saales der spätgotischen Albrechtsburg in Meißen.

Höhepunkt der Anlage ist das Schlafzimmer, eine Kombination von Schlafzimmer und Thronsaal Neuschwansteins. Vier Arkaden tragen die 14m hohe blaue Mittelkuppel. Die Wände sind vollständig mit Goldmosaik inkrustiert. Der Querschnitt zeigt die drei Apsiden: in der linken Apside ein Flügelaltar, in der rechten ein Waschtisch in Formen eines Tabernakels, im Zentrum das Bett in Formen eines byzantinischen Baldachinaltars. Diese Raumvision ist die letztmögliche Steigerung eines Weiheraums des Königtums.

Uwe Gerd Schatz