Prinzregent Luitpold und die Entmachtung

Ludwigs jüngerer Bruder Otto hatte bereits um 1871 angefangen, Symptome einer psychischen Störung zu zeigen. Seit 1875 war er nicht mehr öffentlich aufgetreten; 1878 wurde er entmündigt und lebte seit 1881 unter ständiger Aufsicht in Schloss Fürstenried. Trotz seiner Erkrankung war Otto im Falle von Abdankung oder Tod Ludwigs II. der erbberechtigte Kronprinz.

Während der Krise 1886 war es deswegen klar, dass der nächste männliche Verwandte des Königs, sein Onkel Prinz Luitpold (1821-1912), nur die Regentschaft für die dann regierungsunfähigen Brüder Ludwig und Otto für sich beanspruchen konnte. Luitpold, im Grunde ein unpolitischer Mann, zeigte zuerst wenig Interesse daran; erst das Urteil Guddens, dass König Ludwig geisteskrank sei, ließ ihn einlenken.

Vom 7.-9. Juni 1886 fanden Beratungen zwischen den königlichen Ministern und Prinz Luitpold statt. Es wurden zunächst die "vorhandenen Anzeichen einer schweren geistigen Erkrankung" Ludwigs festgestellt und zur Absicherung ein Gutachten angefordert, das Gudden bereits am 8. Juni vorlegen konnte. Auf dieser Basis wurde dann die Absetzung des Königs beschlossen.

Obwohl die Minister liberal waren, während Luitpold mit der Patriotenpartei sympathisierte, fanden sie aus patriotischen wie eigennützigen Motiven zusammen. Denn neben der Sorge um Staat und Monarchie ging es den Ministern sicher auch um den Erhalt ihrer Macht, während Luitpold zusätzlich an das Vermögen der königlichen Familie gedacht haben dürfte.

Friedrich Röhrer-Ertl