Der bayerische König im Alltag

In der Werbung wurde Ludwig II. um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erstmals eingesetzt. So benannten etwa die Münchner Firmen August Stürzer und Georg Wöhrle ihre Kaffeesorten nach dem König. Bis in die 1940er-Jahre brachten beide Firmen Werbeartikel mit Konterfei und Namenszug auf den Markt, darunter Löffel und Handspiegel.

Auch andere Alltagsgegenstände wie Streichholzschachteln oder Teller wurden mit dem Porträt Ludwigs II. versehen. Zu sehen ist dies etwa an dem hier gezeigten Maßkrugdeckel, wie es sie heute noch in vielen Souvenirgeschäften gibt. Kunstvoll gestaltete Ansteckbilder des bayerischen Königs waren nach seinem Tod in ganz Bayern als Geschenke beliebt. Der Mythos, der mit Ludwig II. verknüpft wurde, führte dazu, dass viele Menschen einen "Teil" des "Kini" gerne auch bei sich tragen wollten.

Solche Produkte entstanden damals bereits in spezialisierten Firmen, die berechtigterweise auf ein gutes Geschäft mit dem "Mythos Ludwig" hofften. Als Vorlage für die Porträts dienten offizielle Fotografien, insbesondere die des jungen Königs mit und ohne Bart.

Die Fotowand mit Guckloch ist ein besonders interessantes Objekt aus dem Schaustellergewerbe. Johann Bremauer aus München hatte das originelle Bild für seine Fotografenbude selbst gemalt. Der Kunde konnte sein Gesicht durch die Öffnung des Bildes stecken und sich als "König Ludwig" fotografieren lassen. Bremauers Bude war ab ungefähr 1895 eine beliebte Attraktion auf dem Münchner Oktoberfest.

Friedrich Röhrer-Ertl / Julia Misamer