Ludwig II. auf der Bühne

Seit dem Ende der bayerischen Monarchie beschäftigten sich auch Theaterbühnen mit dem Leben Ludwigs II.

Im Frühjahr des Jahres 1920 etwa berichten Passauer Zeitungen über das Chaos, das die Aufführung eines Stücks über den Märchenkönig auslöste: "Ludwig II. – ein bayerisches Königsdrama in vier Aufzügen". Das Drama des Autors Walter Kleinholz kam als Gastspiel des Münchner Komödienhauses nach Passau. Zuvor war es in München und anderen Städten bereits über 130 Mal gespielt worden.

In den Kritiken schreibt die Presse über ein "täglich überfülltes Haus" und darüber, wie sehr "die geliebte Idealgestalt des bayerischen Volkes" dem Passauer Publikum gefallen habe.

Doch es gab auch Kritiker der Inszenierung: Königsgegner deuteten das Stück als Form der "monarchischen Propaganda". Auch den Passauer Sozialdemokraten "lag Ludwig II. schwer im Magen", wie die Donauer Zeitung schreibt. Organisiert wurde deshalb eine Art "Gegenveranstaltung", die Kurt Eisner (1867-1919), dem im Jahr zuvor ermordeten ersten Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern, gewidmet war. Während der einzigen von den Gewerkschaften organisierten Vorstellung kam es zu Tumulten zwischen den Anhängern Eisners und denen der Monarchie. Knallfrösche und Gasbomben wurden von den Rängen geworfen und es fielen Schüsse. Polizei und Reichswehr rückten an, um das Chaos zu ordnen. Ludwig II. wurde so über dreißig Jahre nach seinem Tod zu einem lokalen Politikum.

Friedrich Röhrer-Ertl / Julia Misamer