Brief des Instrumentenbauers Erasmus Schnitzer (1565)

Brief des Instrumentenbauers Erasmus Schnitzer an den Rothenburger Magistrat
Rothenburg o.d.T. A1319, fol. 261

Im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts stellte die weitverzweigte Familie Schnitzer, die vor allem in Nürnberg und München wirkte, zahlreiche bedeutende Instrumentenbauer. Erasmus Schnitzer (gest. 1566) gilt bis heute als Erbauer der ältesten signierten und datierten Posaune, die im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen ist.

Im Jahr 1565 hatte der Rothenburger Rathaustürmer Gilg Demuett (fl. 1558-1565) eine Trompete bei Erasmus Schnitzer bestellt. Das Geld dafür war bereits durch einen Boten überbracht worden. Doch Schnitzer schaffte es nicht, das Instrument in der vereinbarten Zeit fertigzustellen. Im hier gezeigten Brief entschuldigt er sich dafür mit der hohen Zahl an Aufträgen: "aber mit trometten kann ich ein gannzes lanndtt nitt versorgen".

Er ärgert sich darüber, dass der Türmer ihn offenbar beim Magistrat angezeigt hatte und den Verdacht geäußert hatte, Schnitzer wolle weder die Trompete liefern noch das Geld zurückzahlen. Um seine Ehrlichkeit zu unterstreichen, legt der Instrumentenbauer sogar eine Kopie des Beschwerdebriefes bei, den Demuett an ihn geschickt hatte.

Nun will Schnitzer die mittlerweile fertiggestellte Trompete liefern, betont aber, dass er das nur dem Stadtrat "zu gefallenn thett". Dem Türmer würde er am liebsten das Geld zurückschicken und sein Instrument an dankbarere Kunden verkaufen: "so woltt ich im wol sein geltt geschicktt habenn, unnd mein arbeitt andernn leutten gebenn habenn, da ich mer dannck darvon hett dann von im."

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