Trendsetter der Volkskunst und Heimatpflege

Die Folgen der Industrialisierung waren eine rapide Urbanisierung, verbunden mit Bevölkerungswachstum, Zerstörung der Umwelt und dem Verlust regionaler Bautradition und Volkskunst. Eine Gründungswelle von Vereinen zum Schutz von Natur, Baudenkmälern und ländlicher Sachkultur war zur Wende zum 20. Jahrhundert die Folge.

Ein höchst engagierter Vertreter im Netzwerk bestehender und sich in Gründung befindender Vereine war Franz Zell. Ab 1898 ist er Mitglied des Würzburger "Vereins für bayerische Volkskunde und Mundartforschung". Dort hielt er einen seiner ersten Vorträge zur oberbayerischen Volkskunst. Er war Mitglied im Berliner Museumsverein und schenkte dort dem Volkskundemuseum eine Sammlung von Trachtenbildern.

In München war Zell treibende Persönlichkeit und Gründungsmitglied des "Vereins für Volkskunst und Volkskunde", heute der Bayerische Landesverein für Heimatpflege. 1. Vorstand war Prof. August Thiersch, Schriftführer waren Franz Zell und der Kunstmaler Karl Throll, die zehn Beisitzer setzten sich aus Architekten und Künstlern, Juristen und Wissenschaftlern zusammen. Die im Juli in München beschlossene Satzung des Vereins sah vor, dass es die Aufgabe des Vereins sei, "auf dem Lande Vorhandenes und Überliefertes in Bau und Einrichtung des Hauses sowie Sitten, Gebräuche und Sagen zu sammeln" (Zitat nach Hans Roth, Erbe und Auftrag, S.15). Die Vereinszeitschrift mit dem Titel "Volkskunst und Volkskunde" unter der Schriftleitung Zells wurde ab 1903 monatlich herausgeben.

Mit Gustav von Kahr (1862-1934) und Christian Frank (Priester, Heimatforscher, Nationalsozialist, 1867-1942) war Zell Initiator der "ersten Ausstellung für Volkskunst und Volkskunde" in Kaufbeuren. Eine Ausstellung, die 1901 eine unerwartet hohe Resonanz fand, nicht nur in Bayern, sondern europaweit. Zell war in und außerhalb Bayerns einer der wichtigsten Protagonisten der Volkskunstbewegung und Heimatpflege.

Michaela Thomas