Zeichner, Autor und Herausgeber

Mit Skizzenbuch und Fotoapparat durchwanderte Franz Zell das bayerische Hochland und das benachbarte Österreich. Er war in Deutschland und Europa zu Studienreisen unterwegs. Motive und Formen der Volkskunst aus Dörfern, aus privaten und öffentlichen Sammlungen zeichnete und fotografierte er.

Als Autor zahlreicher Artikel in zeitgenössischen Fachzeitschriften vertrat Zell leidenschaftlich die Idee vom Heimatstil und der Volkskunst. In der Süddeutschen Bauzeitung schreibt Zell im März 1906: "Wie bekannt, wird heute von allen Seiten gegen jene geschmacklose Bauart, die unsere so schönen deutschen Landschaften in so schmählicher Weise verunstaltet, ein förmlicher Krieg geführt. Die falschen Bahnen, die man im Laufe des 19. Jahrhunderts betreten - treulos und ohne Grund die bewährten Traditionen eines technischen und künstlerisch hochentwickelten Handwerkes vergessend - , werden seit einem Jahrzehnt wieder verlassen. Gabriel von Seidl, der weitblickende Bahnbrecher und unermüdliche Vorkämpfer einer nationalen Baukunst, hat uns seit der epochemachenden Ausstellung von 1876 die Wege gewiesen, auf denen eine Wiedergesundung unserer Baukunst und unseres Kunsthandwerkes wieder zu erlangen ist, und auf denen wir auch zur Modernen Münchener Architekturschule gelangt sind."

Von 1901 bis 1912 betreute Zell als Schriftleiter die "Süddeutsche Bauzeitung". Er war gleichzeitig Redaktionsleiter der Zeitschrift "Unsere Volkstrachten", des "Verkündigungsblattes der oberbayerischen Gebirgstrachten-Erhaltungsvereine" und der monatlichen Vereins-Zeitschrift "Volkskunst und Volkskunde".

Er schrieb für "Der Baumeister" und für die Illustrierte Zeitschrift "Das moderne Heim" und war Herausgeber richtungsweisender Bildbände zu Volkskunst und Volkskunde.

Vor diesem Hintergrund, mit seinem Netzwerk und seiner Vielseitigkeit hätte Franz Zell heute wohl einen Heimat-Blog und wäre im Diskurs um Heimat und landschaftsgebundenes Bauen ein leidenschaftlicher Streiter.

Michaela Thomas