KulturErben. Augsburger Friedensfest

Das Augsburger Friedensfest (Augsburger Hohe Friedensfest) ist heute das zentrale Festereignis in Augsburg. Als einziges Stadtfest in Deutschland hat es seit 1950 einen eigenen gesetzlichen Feiertag. Den Höhepunkt des mehrwöchigen Programms bilden am 8. August der ökumenische Gottesdienst, die Friedenstafel auf dem Rathausplatz und das Kinderfriedensfest. Ein ca. 14-tägiges Kulturprogramm mit Diskussionen, Konzerten, Theateraufführungen, Workshops, Kinder- und Jugendprojekten und vieles Weitere begleiten den Feiertag. Vor dem historischen Hintergrund von jahrhundertelangen konfessionellen Auseinandersetzungen in der Stadt fördert das Friedensfest heute durch über 60 Veranstaltungen die wechselseitige Achtung der Anderen. Dazu gehört auch, dass alle drei Jahre der Augsburger Friedenspreis für Verdienste bei der Verständigung im religiös-konfessionellen Bereich verliehen wird.

Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) wurde den Protestanten in Augsburg am 8. August 1629 durch ein kaiserliches Restitutionsedikt die Religionsausübung untersagt. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 wurde in Augsburg die konfessionelle Parität, die sie davor seit 1548 hatte, wieder eingeführt. Ab 1650 feierten die Augsburger Protestanten das Friedensfest zum Dank für die wieder errungene konfessionelle Gleichstellung. Das Fest hatte lange Zeit einen stark antikatholischen, polemischen Charakter, der sich vor allem in den zum Fest verbreiteten Kupferstichen mit gereimten Texten zeigt.

Das seit 1950 von der evangelischen Gemeinde und der Stadt gemeinsam veranstaltete Fest hat sich seit 1984 mit der erstmaligen Beteiligung der katholischen Kirche zu einem überkonfessionellen und interreligiösen Friedensfest entwickelt. Zusätzlich sind heute etwa 100 verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen und Initiativen sowie die Universität Augsburg mit der Peace Summer School und dem Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung involviert. Die vielfältigen Angebote sind explizit darauf ausgerichtet, das rege Engagement der Augsburger Bevölkerung mit einzubeziehen und erfahren eine sehr positive Resonanz. Die Organisation für das zweiwöchige Kulturprogramm und den Feiertag am 8. August liegen beim "Friedensbüro der Stadt Augsburg" bzw. dem "Evangelisch-Lutherischen Dekanat Augsburg".

Seit mehreren Jahren steht das Kulturprogramm des Friedensfests jeweils unter einem zentralen Motto, das häufig sehr aktuelle Themen aufgreift wie "Grenzen. Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" (2015), "Utopie. Was wäre, wenn...?" (2018) oder "Für_Sorge" (2021). 2008 wurde ein Runder Tisch der Religionen gegründet, bei dem mindestens sechsmal im Jahr Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften zusammenkommen.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben erneuern

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000130/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"