KulturErben. Historisches Festspiel „Der Drachenstich“ zu Furth im Wald

"Der Drachenstich" zu Furth im Wald thematisiert den Kampf eines mutigen Ritters gegen einen gefährlichen Drachen. Entwickelt hat sich das historische Festspiel aus einer seit 1590 belegbaren Fronleichnamsprozession, bei der als besonders beliebte Szene ein heiliger Georg mit einem Drachen mitgeführt wurde. Die Kampfszene des heiligen Georg als "Drachentöter" kam in vielen Fronleichnamsprozessionen vor. In Furth im Wald verbot ein Pfarrer schließlich das Spektakel in der Prozession, was dazu führte, dass 1879 ein profanes Schauspiel entstand, in dessen Zentrum der Drache steht.

Die Grunderzählung des Volksschauspiels bringt den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse zur Aufführung. Auch wenn der Text immer wieder an die Zeitläufte angepasst wird: der Ritter symbolisiert das Gute (heute: Ritter Udo), der Drache das Böse. Seit dem 18. Jahrhundert sind in Furth im Wald die Namen der jeweiligen Ritter erhalten.

Eine stete inhaltliche und inszenatorische Weiterentwicklung prägt(e) die Geschichte des Further Drachenstichs. Im Lauf der Zeit wurden die vom Drachen symbolisierten Gefährdungen durchaus auch (politisch) interpretiert: Auf Basis der teuflischen Höllenfigur wurden im Schauspiel historische Ereignisse wie die Plünderungen durch die Hussiten im 15. Jahrhundert, aber auch die Bedrohungslage im Kalten Krieg des 20. Jahrhunderts thematisiert und inszeniert. Die rund 1.500 ehrenamtlich Mitwirkenden von Festspiel und Festzug werden logistisch von der Stadt Furth unterstützt. Die Further Bevölkerung engagiert sich rege für ein zeitgemäßes Schauspiel. Über die Anpassungen von Inhalten und Formen informiert heutzutage eine Dauerausstellung in der sogenannten "Drachenhöhle". Dort ist außerhalb der Festspielzeit auch die Drachenfigur - ihr freundlicher Spitzname ist "Fanny" - untergebracht. Sie ist seit dem 31. Juli 2010 vor Publikum im Einsatz, gilt als größter Schreitroboter der Welt und ist ein Vorzeigeprodukt regionaler Ingenieurskunst.

Für Stadt und Umland von Furth im Wald ist die Aufführungszeit des weithin bekannten Volksschauspiels eine "fünfte Jahreszeit". Im August jeden Jahres ist der zentraler Stadtplatz mit Bühne, Kulissen und Tribünen auch gesellschaftlicher Mittelpunkt. Das Leitmotiv der Stadt ist zu dieser Zeit "Furth lebt, solang der Drache stirbt".

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben weiterdenken

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000230/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"