KulturErben. Oberpfälzer Zoiglkultur

Der Zoigl ist ein untergäriges Bier, das vor allem in der nördlichen Oberpfalz in Kommunbrauhäusern genossenschaftlich gebraut wird. Die gebrauten Mengen der einzelnen Chargen sind nicht allzu groß. Getrunken wird der Zoigl gemeinsame an wechselnden Ausschank-Orten in den Häusern der Beteiligten, die früher nur für begrenzte Zeiten, heute aber meist fest eingerichtet sind. Die Liebhaberinnen und Liebhaber des Zoigls "pilgern" in die Häuser, die mit dem Ausschank an der Reihe sind. Zum Zoigl dazu isst man einfache und kostengünstige Brotzeiten. Das Wort Zoigl geht vermutlich auf "zeigen" zurück: Der aktuelle Ausschank wird am Kommunbrauhaus in Form eines sichtbar hängenden Brauer-Hexagramms, eines Buschens oder Schildes angezeigt.

Das seit dem ausgehenden Mittelalter im süddeutschen Raum weit verbreitete Kommunbrauwesen ist in der Oberpfalz seit dem 15. Jahrhundert belegt. Hier dürfen Privatpersonen, die das Recht dafür besitzen, in einem gemeinschaftlich geführten Kommunbrauhaus Bier brauen. In der Oberpfalz reichen die ältesten Belege für den Zoigl bis in das Jahr 1415 (Neuhaus) zurück. Durch die moderne industrielle Bierproduktion und geänderte Geschmacksvorlieben verloren die Kommunbrauhäuser im Laufe des 19. Jahrhundert vielerorts an Bedeutung. Kritik übte man auch an der Qualität des Bieres, etwa in den oberpfälzischen Physikatsberichten um 1860. Der Niedergang der Oberpfälzer Zoiglkultur ging bis ins 20. Jahrhundert weiter. In den 1990er Jahren setzte dann in den wenigen noch bestehenden Kommunbrauhäusern der Oberpfalz eine Revitalisierung des Zoigls ein und man bemühte sich um eine qualitative Verbesserung des Bieres. Aus lebensmittelrechtlichen Gründen mussten die vordem privaten Ausschankräume aufgegeben und nun eigens gestaltete Gasträume eingerichtet werden. Außer in den fünf Orten Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach mit eigenen Kommunbrauhäusern wird Zoigl auch in Gaststätten ausgeschenkt, die kein Kommunbraurecht besitzen.

Neben Zoigl und günstiger Brotzeit selbst gilt vor allem die angeregte kommunikative Stimmung, in der sie getrunken und verzehrt werden, als regionale Besonderheit, von der sowohl lokale Bevölkerung als auch Gäste begeistert sind. Der enorme Zuspruch zum Zoigl führt aber auch dazu, dass die gesetzlich nicht geschützte Bezeichnung Zoigl auf Bier aus industrieller Produktion übertragen wird, angeblich gebraut in ähnlicher Weise und ausgeschenkt in konventionellen Gaststätten.

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Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000239/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"