KulturErben. Zwiefacher

Der Zwiefache ist eine musikalische Gattung, die sowohl instrumental musiziert, getanzt als auch gesungen wird, oder auch alles zugleich. Seine Besonderheit besteht im unregelmäßigen Wechsel zwischen Dreivierteltakt (Walzer) und Zweivierteltakt (Dreher). Der Zwiefache ist in weiten Teilen Bayerns verbreitet. Aber nicht nur hier, auch in Tschechien (Böhmen) ist er stark vertreten. Je nach Region finden sich auch andere Bezeichnungen für diese taktwechselnde Musikform, wie etwa "Baierischer", "Schweinauer" oder "Schleifer".

Der früheste Quellennachweis für Zwiefache im bayerischen Raum reicht bis in die Zeit um 1740 zurück, der älteste Begriffsbeleg stammt von 1780. Da die Weitergabe der Tänze, der Texte oder der Musik meist mündlich erfolgte, ist nur wenig über die Verbreitung vor 1900 bekannt. In den zahlreich überlieferten ländlichen Musikhandschriften verdichten sich dann die Belege für den Zwiefachen seit dem frühen 20. Jahrhundert. Seit den 1930er Jahren wird der Zwiefache auch in der einsetzenden Bewegung der Volksmusikpflege beachtet.

Die institutionalisierte Volksmusikpflege – die Bezirks- und Kreisheimatpflege oder auch der Bayerische Landesverein für Heimatpflege – gibt das breite Wissen zum Zwiefachen in Seminaren und oder anderen Veranstaltungen weiter. Aber auch die vielen aktiven Gruppen vermitteln die musikalische Gattung durch ihr Tun an Interessierte. Eine weitere Form der Wissensweitergabe erfolgt durch das systematische Sammeln von notierten Melodien oder Texten, die dann in unterschiedlichen Formen (als Lieder- und Notenbücher oder bei Veranstaltungen und Seminaren) wieder zugänglich gemacht werden.

Der Zwiefache ist gegenwärtig äußerst populär und kommt sowohl in der traditionellen Volksmusik als auch im Bereich musikalischer Mischformen ("Tradimix") zur Anwendung. Diese musikalische Gattung wird also nicht bewahrend oder eingrenzend musiziert. So interpretieren Musikantinnen und Musikanten den Zwiefachen, indem sie Streich-, Blas- und Zupfinstrumente verwenden oder sogar E-Gitarren oder andere "moderne" Instrumente. Es herrscht auch eine Offenheit gegenüber anderen Musikstilen, wodurch moderne Variationen des Zwiefachen in zeitgenössische Formen umgesetzt werden. In Workshops der Trägergruppen findet beispielsweise ein Austausch mit Schlagzeugern statt oder auch mit anderen Taktwechselstilen, wie etwa dem Flamenco.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben lernen, können, vermitteln

Weitere Informationen in der Landesliste des immateriellen Kulturerbes Bayerns

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften".