Ländliche Lebenswelten in Bayerisch-Schwaben

Jahrhundertelang hatten überlieferte Strukturen und harte Arbeit die Welt der Menschen im ländlichen Schwaben bestimmt. Die Technisierung und Elektrifizierung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erleichterten langsam das bäuerliche Wirtschaften. Statt in Getreideputzmühlen investierten Landwirte nun in Dreschmaschinen, Strohpressen, Gabelheuwender usw., die teils von schwäbischen Firmen wie Anton Seif in Kaufbeuren, Ködel & Böhm in Lauingen und Mengele in Günzburg produziert wurden. Zunehmend verbreitete sich das Genossenschaftswesen, wie eine Kartoffel-Dämpfkolonne der Raiffeisenbank Bobingen eindrucksvoll belegt.

Solche Veränderungen führten auch zum Verschwinden traditioneller Berufe, was die Objekte zur Wanderschäferei dokumentieren, die in Bayerisch-Schwaben ihre letzte Blütezeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt hatte. Die Gerätschaften der Hausmetzger, die bis in die 1960er-Jahre auf den Höfen schlachteten, sind ebenso museal geworden.

Typisch für diese ländlichen Lebenswelten war auch – bis um 1960/70 – die starre geschlechtsspezifische Einteilung der Arbeitsbereiche. Kinder und Jugendliche wurden früh darin geschult, wie Näh- und Stopfmustertücher der Mädchen sowie kleine Werkzeuge und Miniaturmaschinen für Buben belegen.

Töpfe aus Keramik sowie Brottrog und Butterfass veranschaulichen die Mühsal der Frauen im Haushalt beim Kochen, Brotbacken, Waschen und Putzen. Technische Neuerungen wie Wasch- und Nähmaschine, Staubsauger, Mixer und Kaffeemühle erleichterten zwar die Hausarbeit, doch stiegen die Ansprüche an Hygiene und Mahlzeiten. Den Frauen standen außerhalb der Landwirtschaft nur wenige Berufe offen. Vom häufigen Stellenwechsel und dem Versuch des sozialen Aufstiegs erzählt das Dienstbotenbuch einer Magd. Andere suchten in der Industrie Arbeit – die damit verbundenen Gefahren verdeutlicht ein Schild mit dem Appell, Kopftuch zu tragen, um zu verhindern, dass lange Haare in Maschinen gerieten.

War in Not- und Nachkriegszeiten die Materialökonomie besonders wichtig, wie gestopfte Kleidung und reparierte Töpfe bezeugen, brachte das Wirtschaftswunder neue Arbeitsplätze aufs Land, wo etwa die hochwertigen Mickhausen-Kleider entstanden. Der Boom der 1950er-Jahre erlaubte vielen Menschen, sich neu einzurichten: Die "Nierentisch-Möbel", aber auch "Musiktruhen" brachten neuen Schwung in die Bauernhäuser und die vielen neuen Einfamilien- und Siedlungshäuser an den Dorfrändern.

>> Diese Sammlung ist eine Bestand des Museum Oberschönenfeld.