Die Graßegger-Sammlung des Historischen Vereins Neuburg an der Donau
Der vermögende Kaufmann und bedeutende Heimatforscher Joseph Benedikt Graßegger (1776 – 1849) war als Autor der ersten Satzung der herausragende Mitbegründer des Historischen Vereins Neuburg. Mit Kunstverständnis, Weitsicht und unter beachtlichem Aufwand eigener Mittel rettete er darüber hinaus exemplarische, kulturhistorisch höchst bedeutsame Archivalien und Kunstgegenstände in der Umbruchzeit der Gründung des Königreichs Bayern vor Zerstörung und Zerstreuung für seine Heimatstadt Neuburg. Kurz vor seinem Tod 1849 vermachte er die Sammlung testamentarisch dem Historischen Verein.
Vier monumentale Wirkteppiche (Inv. T 0175, 0372, 0373, 0374), die Pfalzgraf Ottheinrich (1502 - 1559) als kostbare Repräsentationsobjekte für seine Residenz in Auftrag gab, bilden heute dank Graßegger die unbestrittenen Glanzlichter der Sammlungen des Historischen Vereins Neuburg. Den vermeintlichen Verlust dieser "für die Neuburgische Geschichte so höchst schätzenswerten Erinnerungen" beklagt Graßegger noch 1821 in einem Text: die "Tapeten" seien "öffentlich verkauft, von einigen Käufern als Fußteppiche verwendet und auf diese Weise zerstreut und vernichtet" worden. Umso glücklicher durfte sich der Historische Verein 1894 schätzen, als er die Wandteppiche zusammen mit über 400 weiteren Kunstschätzen im "Katalog der Graßeggerschen Sammlung im Historischen Verein Neuburg a. D." erstmals publizieren konnte.
Ihre Provenienz und der Weg in die Sammlung lassen sich archivalisch vergleichsweise gut belegen: Die diesbezüglichen Einträge in einem Neuburger Inventar von 1668 (Geheimes Hausarchiv, München) lauten beispielsweise: "Item zwey stuckh von Ottheinrich und seiner gemahlin" oder "Item zwey stuck Weylandz Otto Heinrichs Raiß zum Heyligen grab". Fast 300 Jahre später verorten Beschreibungen der letzten Neuburger Hofhaltung unter Herzoginwitwe Maria Amalia (1757 -1831) die Teppiche immer noch im 1. Stock des Schlosses. Eine 1832 veröffentlichte Notiz im Neuburger Wochenblatt, in der Maria Amalias Nachlassverwalter die Versteigerung "seidene[r] Tapeten von zwei Apartments" ankündigt, lässt schließlich ahnen, wie Joseph Benedikt Graßegger doch noch in den Besitz der Tapisserien gelangt sein könnte.
Dem testamentarisch geäußerten "sehnlichsten Wunsch" Graßeggers, "dass [die] Sammlungen im Ganzen erhalten und nicht das Mindeste weggegeben werde" folgt der Historische Verein Neuburg seither durch ständige Bemühungen um die Pflege und öffentliche Präsentation der Kunstschätze.
Die Teilsammlung zur "Graßegger-Sammlung des Historischen Vereins Neuburg an der Donau" in bavarikon:
>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Historischen Verein Neuburg an der Donau.