Religion und Kultur

Religion war das prägende Element der Menschen im Mittelalter. Dies gilt für Christen und Juden gleichermaßen. Wie heute auch gab es Menschen, die ihren Glauben intensiver lebten als andere. Dennoch waren Glaube und Religion allgegenwärtig. Sie bestimmten Denken und Handeln der Regensburger und hatten damit Bezug zu fast allen Lebensbereichen.

Im mittelalterlichen Judentum sind Kultur und Religion nicht voneinander zu trennen. Die hebräischen Handschriften, die teilweise heute noch von großer Bedeutung sind, verkörpern häufig beide Bereiche, sowohl inhaltlich als auch in ihrer Gestaltung.

Die mittelalterliche jüdische Gemeinde Regensburgs wurde als Kehillah Kedoschah, als heilige Gemeinde, bezeichnet und ist bis heute von größter Bedeutung für die Juden weltweit. Herausragende Gelehrte lebten und wirkten in den verschiedenen Jahrhunderten in der Donaumetropole. Einige von ihnen wurden auf dem Regensburger Friedhof bestattet, so zum Beispiel Rabbi Jehuda bar Samuel heChassid (der Fromme; ca. 1140/1150–1217) im Jahr 1217. Er hatte in Regensburg gelebt und verfasste dort sein Werk Sefer Chassidim. Der jüdische Friedhof wurde als beit olam, Haus der Ewigkeit, bezeichnet. Er war nicht nur Ruhestätte für die Verstorbenen, sondern auch Gedenk- und Pilgerort für die Lebenden.

Mittelpunkt des jüdischen Lebens war die Synagoge, in der Gottesdienste, Hochzeiten, aber auch andere Zusammenkünfte stattfanden. Auch architektonisch war die mittelalterliche Regensburger Synagoge von großem Interesse: So hat der Regensburger Maler Albrecht Altdorfer (um 1480–1538) vor dem Abriss des Gebäudes 1519 den Innenraum von Synagoge und Vorhalle in zwei Radierungen festgehalten. Sie wurde zum Vorbild für jüngere Synagogen, wie zum Beispiel der Prager Altneuschul.