Wirtschaftliche Aktivitäten

Die Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, waren auch im Mittelalter vielfältig. Juden und Christen waren in den unterschiedlichsten Berufsgruppen vertreten. So gab es jüdische Handwerker aller Art, wie beispielsweise Spielkarten- und Würfelmacher, Mühlwerkmodellbauer, Münzmeister, Schuster, Brauer, Fenstermacher, Schwertfeger und viele mehr. Auch in Regensburg sind jüdische Hausbedienstete, Unterkäufer, Ärzte und andere Fachleute belegt.

Als Geld- und Pfandleiher bzw. Warenhändler betätigten sich auch jüdische Regensburger. Dieser Schuldbrief steht exemplarisch für solche Geldgeschäfte. Christen und Juden traten auch als Geschäftspartner auf. Um ihre Transaktionen durchführen zu können, standen den Regensburger Juden dieselben Möglichkeiten und Wege offen wie christlichen Geschäftsleuten. So konnten sie säumige Klienten auf dem Gerichtsweg oder durch gängige Absicherungsmechanismen, wie dem Einlager oder durch Bürgen, zur Bezahlung ihrer Schulden anhalten.

Wie das Siegel Dislabas bereits gezeigt hat, waren nicht nur Männer als aktive Geschäftsleute präsent. Zahlreiche Jüdinnen führten eigene Geschäfte und siegelten teilweise selbst. Auch Ärztinnen und Hebammen sind bekannt, wenngleich letztere vermutlich weniger Kontakt zu Christinnen als zu ihren Glaubensgenossinnen hatten.

Neben diesen beruflichen Aktivitäten übten viele Juden weitere Tätigkeiten aus, die nicht ausschließlich dem Broterwerb dienten, sondern zum Wohl der jüdischen Gemeinde beitrugen. Sie waren unter anderem als Rabbiner, Vorsinger, Schulklopfer (Gemeindediener), Metzger oder Lehrer tätig.