Beziehungsgeflechte

Die Beziehungen der jüdischen Regensburger zu ihren Mitmenschen waren sehr vielfältig. Sie hatten Kontakte in alle Bevölkerungsschichten, waren hoch angesehene Gelehrte, befreundete oder verhasste Nachbarn, beliebte Geschäftspartner, Sündenböcke, aber auch Bürger der Stadt, sowohl Rechtssubjekt als auch -objekt und Akteure in regionalen und überregionalen Angelegenheiten.

Die Regensburger Gemeinde pflegte Verbindungen zu ihrem Schutzherrn, dem Kaiser, zu den Herzögen, dem Stadtrat, den Klöstern und auch zu den übrigen Stadtbewohnern. Geprägt waren diese Beziehungen vom jeweiligen Zeitgeist. Wurden die jüdischen Regensburger Mitte des 14. Jahrhunderts zur Zeit der Großen Pest noch von der städtischen Gemeinde geschützt, so versuchte der Stadtrat spätestens seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, die Handlungsmöglichkeiten der Juden einzuschränken. Dies war kein spezielles Regensburger Phänomen: Weltliche und geistliche Herrscher riefen zur Trennung zwischen Juden und Christen auf und hatten die Vertreibung der Juden zum Ziel.

Bereits drei Jahre bevor die Juden tatsächlich aus der Stadt Regensburg vertrieben wurden, versuchte die städtische Obrigkeit, eine Erlaubnis vom Kaiser zur Vertreibung oder zumindest zur Reduzierung der jüdischen Gemeinde auf einige wenige Familien zu erhalten. Das alltägliche Leben ging dennoch weiter, wenngleich den Juden immer mehr Einschränkungen auferlegt wurden.

Trotzdem gab es auch im privaten Bereich Beziehungen und Kontaktpunkte: Als Nachbarn hatten Juden und Christen in Regensburg unweigerlich Kontakt, ebenso auf den Märkten und bei geschäftlichen Transaktionen. Als Ärzte waren Juden andernorts oft Vertraute, die selbst bei Hofe als Berater über medizinische Belange hinaus konsultiert wurden.

Zahlreiche deutsche, lateinische und hebräische Quellen belegen nicht nur die Handlungsspielräume jüdischer Regensburger, sondern auch mit wem sie in Kontakt traten. Dies schließt nicht nur christliche Personen und Institutionen ein, sondern auch andere jüdische Gemeinden. Aufgrund der Bedeutung der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde, die zahlreiche Gelehrte hervorbrachte und beherbergte, bestanden Beziehungen bis nach Erfurt, Köln, Böhmen, Ungarn, Oberitalien, Wien usw.