Im Monat der Vertreibung

Spätestens seit dem Jahr 1516 forcierte der Stadtrat die Vertreibung der Regensburger Juden. Die jüdische Gemeinde setzte sich im Rahmen des Innsbrucker Prozesses (1516-1522) dagegen zur Wehr. Als aber am 12. Januar 1519 Kaiser Maximilian I. (reg. 1486-1519) starb, verloren die jüdischen Regensburger ihren Schutzherrn. Dieses Machtvakuum nutzte der Stadtrat und beschloss am 21. Februar 1519 die Vertreibung der Juden: sie sollten binnen einer Woche die Stadt verlassen.

Seit dem Ritualmordprozess (1476-1480) hatte die jüdische Gemeinde immense Schulden. Sie hatte unter anderem 10.000 Gulden an den Kaiser für seine Unterstützung zu zahlen und weitere 8.000 Gulden an die Stadt, die diese als Strafzahlung an den Kaiser leisten musste und den Juden aufgebürdet hatte. Auch die Herzöge hatten finanzielle Forderungen an die Regensburger Juden. Infolge ihrer Verarmung war die jüdische Gemeinde kaum in der Lage, ihre regulären Steuern zu zahlen. Dennoch hatten sie einen Teil der Schulden an Herzog Georg den Reichen (gest. 1503) bereits beglichen.

Als nun Kaiser Maximilian und Herzog Georg verstorben waren, forderten Herzog Georgs Erben, Ottheinrich von der Pfalz und Philipp von Pfalz-Neuburg, die noch ausstehenden Schulden bei den Juden ein. Diesen Schuldbrief stellten fünfzehn Vertreter und Vertreterinnen der jüdischen Gemeinde dem Vormund der beiden, Friedrich II., Kurfürst von der Pfalz (1482-1556), am 27. Februar 1519 aus. Neun Personen unterschrieben eigenhändig, davon acht in hebräischen Lettern, aber in deutscher Sprache.