Die Bamberger Tunika

Zur Gruppe der Bamberger Kaisergewänder gehört auch die Bamberger Tunika (DMB Inv.Nr. 3.3.0004, Dauerleihgabe des Bayerischen Nationalmuseums München), wobei sie in dreierlei Hinsicht ein Sonderfall ist.

Im Gegensatz zu den anderen, mantelartigen Stücken ist sie ein langes, gerade geschnittenes Kleid mit engen, langen Ärmeln. Zweitens blieb sie 1851, als die anderen Gewänder bereits nach Bamberg zurückkehrten, in München und wurde dem Bayerischen Nationalmuseum übergeben. Erst 1923 kehrte sie nach Bamberg zurück. Drittens ist sie das einzige Gewand, von dem abgenommene Fragmente in verschiedenen europäischen Sammlungen zu finden sind.

Ein Erklärvideo führt diese Fragmente zusammen und erläutert auch die zahlreichen Veränderungen und Bedeutungstransformationen, die die Bamberger Tunika im Laufe ihrer Geschichte erfahren hat.

Sie wechselte am häufigsten den Bezug zwischen Heinrich (973-1024, reg. 1014-1024) und Kunigunde (gest. 1033), wurde mal als Tunika Heinrichs II., mal als Tunika Kunigundes bezeichnet. Auch das äußere Erscheinungsbild ist die Folge mehrfacher massiver Veränderungen.

Vom ursprünglichen Bestand sind nur mehr die mit Gold und Perlen gestickten Besätze erhalten. Sie zeigen Greifen in Medaillons und dürften aufgrund ihrer Form auf die 1127 im ältesten Bamberger Domschatzverzeichnis erwähnte "tunica imperatoris" zurückgehen.

Spätestens seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts waren diese Besätze jedoch mit einem Gewand verbunden, das als Reliquie der Heiligen Kunigunde (gest. 1033) verehrt wurde. Dieses Gewand konnten schwangere Frauen im Kontext mittelalterlicher Reliquienverehrung berühren und anlegen, um Beistand für eine gute Geburt zu erbitten.

Von diesem sogenannten Kunigundenrock, der heute separat im Depot des Diözesanmuseums Bamberg verwahrt wird, wurden im 19. Jahrhundert unzählige Fragmente von fünf verschiedenen Seidengeweben des 11. bis 15. Jahrhunderts abgenommen und bei der letzten Restaurierung 1954-1955 schließlich die Besätze abgetrennt und auf ein neues Gewand montiert.

Tanja Kohwagner-Nikolai