Der Reitermantel. Zwischen Reliquienkult und Reparatur: das Spätmittelalter

In den Bamberger Heiltumsverzeichnissen wird stets ein "guldener mantel keyser heinrichs" erwähnt. Er galt als hochverehrte Reliquie Kaiser Heinrichs II. (973-1024, reg. 1014-1024), was zahlreiche Reparaturen notwendig machte.

Daher finden sich – wie bei der Krone – Fragmente, die verlorene Stickerei ersetzen. Die Stickerei zeigt ein Rankenornament und unterscheidet sich von der des Reitermantels, denn der Goldfaden ist nicht ausschließlich parallel zum Kettsystem des Trägergewebes angelegt, sondern folgt dem Musterverlauf. Wann dies erfolgte, lässt sich ebenso wenig datieren wie die halbkreisförmige Beschneidung.

Im 15. und 16. Jahrhundert sind fünf Reparaturen in den Bamberger Domkustoreirechnungen belegt. Nach der Höhe der Ausgaben dürfte die erste 1427/1428 die umfangreichste gewesen sein.

Dabei wurden die Goldstickereien mit dem darunterliegenden originalen Träger- und Futtergewebe auf einen blauen Seidenatlas übertragen. Der Seidenatlas liegt im abgenommenen Trägergewand in drei aneinander genähten Gewebebahnen vor und dominiert in der Abbildung als leuchtend blaues Gewebe.

Außerdem dürfte das Gewand spätestens zu diesem Zeitpunkt zur Kasel geschlossen worden sein. Die Unterfütterung der Borten, die bis zur Restaurierung 1952-1955 die entsprechende Naht in der vorderen Mitte verdeckten, ist in der Abbildung des Trägergewandes zu erkennen.

1502/1503 folgte nach kleineren Reparaturen die nächste größere Maßnahme. Dafür wurden drei Ellen blauer Damast gekauft. Dieses Material ist mit dem Granatapfeldamast gleichzusetzen, der im spätmittelalterlichen Trägergewand in den oberen vier Medaillons sichtbar ist. Gleichzeitig erhielt der Mantel ein neues lachsrosa Seidenfutter, das im spätmittelalterlichen Trägergewand im oberen Bereich zu erkennen ist.

Tanja Kohwagner-Nikolai