Papiergeld der Besatzungsmächte im Ersten und Zweiten Weltkrieg in Europa

Das Papiergeld der Besatzungsmächte ist ein besonderes Kapitel der Geldgeschichte. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit übernahmen verschiedene europäische Staaten die Gebietshoheit über fremde Territorien. In dieser Zeit gaben die externen Machthaber auch eigenes Papiergeld aus.

Im Ersten Weltkrieg emittierte das Deutsche Reich Besatzungsgeld. Das Gebiet des Oberbefehlshabers Ost bezeichnet das von 1915 bis 1918 bestehende deutsche Besatzungsgebiet an der Ostfront. Es erstreckte sich über Teile Russlands, Estlands, Lettlands, Litauens und Polens. Für die Versorgung des Gebietes mit Zahlungsmitteln wurde 1916 die Ostbank für Handel und Gewerbe bestimmt. Österreich-Ungarn besetzte Teile der Region Venetien in Italien. Für die Versorgung mit Zahlungsmitteln wurde die Cassa Veneta dei Prestiti (Darlehnskasse von Venetien) gegründet.

Frankreich und Belgien besetzten nach dem Ersten Weltkrieg linksrheinische deutsche Gebiete. Der Versailler Vertrag setzte die Besatzungszeit bis auf das Jahr 1935 fest. In dieser Zeit galt der französische Franc als Währung. Neben den französischen Banknoten emittierte die staatliche französische Minenverwaltung Papiergeld. Frankreich hatte als Kriegsentschädigung das alleinige Ausbeutungsrecht für die Steinkohlegruben im Saargebiet erhalten.

Im Zweiten Weltkrieg erfolgten Besatzungsausgaben durch das Deutsche Reich und die Alliierten. Auf Beschluss des Oberbefehlshabers des Heeres gab die Reichskreditkasse ab 1939 Geldscheine für die Zivilbevölkerung und das Militär in den besetzten Gebieten aus. Allerdings galt das nicht für Inlandsgebiete, wie etwa Böhmen und Mähren, und nur für den Fall, dass die vorhandenen Zahlungsmittel nicht ausreichten. Eine erste Ausgabe erfolgte im besetzten Polen, später auch in Norwegen und den Balkanstaaten.

Die Alliierte Militärbehörde gab im Zweiten Weltkrieg und während der Nachkriegszeit in besetzten und befreiten Gebieten Geldscheine aus (Allied Military Currency). Die Planungen dafür liefen schon ab Juli 1942 in den USA. Die Geldscheine der Alliierten Militärbehörde zirkulierten in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Japan.

>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Papiergeld Europas" der Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung.