Typisch schwäbisch? Identität und Stereotype
Die Vorstellungen von dem, was typisch schwäbisch ist, veränderten sich im Laufe der Zeit. Selbstbilder und Fremdzuschreibungen formten Stereotype, die etwa in der Geschichte von den Sieben Schwaben ihren Ausdruck fanden. Deren Darstellung – ob als Denkmale oder in Form von Alltagsgegenständen – erinnert an spezifische Eigenschaften, die Spott und Scherze provozierten. Im 20. Jahrhundert entwickelten sich die Spottfiguren zum Markenzeichen.
Klischees haften auch an Essgewohnheiten: Schrieb man dem Schwaben einst eine Vorliebe für Suppen zu, so gelten mittlerweile Schwäbische Spätzle und Knöpfle als sein Lieblingsgericht. Seit 2012 ist der Begriff durch die EU geschützt. Weniger Beachtung hingegen findet die lang gehegte Tradition des Bierbrauens, von der Bierkrüge und Werbeschilder erzählen.
Bis 1806 war Schwaben ein Flickenteppich aus selbständigen Kleinstaaten: Weltliche und kirchliche Herrschaften, Reichsstädte und habsburgische Gebiete wechselten sich innerhalb weniger Kilometer ab. Erst als 1837/38 im Königreich Bayern der Kreis Schwaben und Neuburg entstanden war, gab es Bemühungen zur Bildung eines bayerisch-schwäbischen Wir-Bewusstseins. Doch wirkten lokale und regionale Identitäten fort – auch mithilfe vermeintlich regionaltypischer Trachten und Trachtengrafik. Eine schwäbische Tracht, gekennzeichnet durch Rad- und Reginahauben sowie das rote "Schwabenleible", musste erst entwickelt werden.
Die bayerischen Könige betonten die Eigenwertigkeit der Landesteile, etwa durch Besuche in der ehemaligen Reichsstadt Augsburg, wovon Druckgrafiken und Fotopostkarten erzählen. Die Übernahme mehrerer in Schwaben stationierter Regimenter durch Prinzen der Wittelsbacher sollte die Verbindung Schwabens mit dem Königshaus stärken. Sichtbare Spuren davon tragen Reservistenartikel wie Bierkrüge, Teller oder Bilder, sprich Andenken zur Verklärung der eigenen Militärzeit.
Seit dem 19. Jahrhundert pflegen vor allem das Ries und das Allgäu starke regionale Traditionen. Alpinismus, Reiseerzählungen und Reiseführer verfestigten gegen Ende des 19. Jahrhunderts den vorher wenig geläufigen Begriff "Allgäu". Die stark vorangetriebene touristische Infrastruktur, der Wintersport und die Königsschlösser machten das Allgäu zu einem beliebten Reiseziel, wovon Postkarten und massenweise hergestellte Souvenirs zeugen. Die ländliche Lebenswelt verwandelte sich in eine wichtige Fremdenverkehrsregion.
>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Museum Oberschönenfeld.