Die Rechnungsbücher des Regensburger St. Katharinenspitals 1354/59 bis 1934

Die Rechnungsbücher des St. Katharinenspitals in Regensburg sind als nahezu geschlossener Bestand von 1354 bis 1934 überliefert und bieten unterschiedlichste Information zu mannigfaltigen kulturellen und historischen Fragestellungen. Weit über die ökonomische Situation des jeweiligen Rechnungsjahres hinaus geben sie Einblick in die Geschichte des St. Katharinenspitals, der Reichsstadt Regensburg und des ostbayerischen Raums, liefern wertvolle Details zu Land- und Forstwirtschaft, Weinbau, Brauwesen, Handel und Handwerk, sozialen Bindungen, Löhnen und Preisen bis hin zu phänologischen Daten. Diese besondere Überlieferungssituation erkannte bereits Reichsarchivar Franz Joseph von Samet, als er im Jahre 1812 vom Spitalarchiv als "wahren Schatz an Dokumenten" schwärmte.

Das St. Katharinenspital ging zu Beginn des 13. Jahrhunderts aus der Fusion zweier Hospitäler mit geistlichen bzw. laikalen Wurzeln hervor. Bürger, Klerus und Adel statteten das Bürgerspital St. Katharina ‒ nicht zuletzt aus der Sorge um das eigene Seelenheil ‒ mit reichlichem Grundbesitz aus und sicherten somit dessen dauerhafte Existenz. Ein Instrumentarium für die nachhaltige Entwicklung des Spitals war eine geordnete Rechnungslegung und -kontrolle, die seit 1230 dreimal und später einmal pro Jahr erfolgte.

Im 14. Jahrhundert setzen die ersten Rechnungsbücher ein, deren Überlieferung nahezu lückenlos bis ins 20. Jahrhundert reicht. Diese bestanden anfänglich aus separaten Geldeinnahme-, Geldausgabe- und Getreidebüchern, Schuldbüchern, Baugedings- und Stiftbüchern sowie Rechnungen der in Eigenregie betriebenen Höfe. Weitere Teilserien kommen seit dem 16. Jahrhundert hinzu. Eine Besonderheit bilden die Konzepte (=Manuale); dabei handelt es sich um mit zusätzlichen Informationen angereicherte Jahresrechnungen. Diese dienten als Datengrundlage für die Anfertigung von alljährlich drei Reinschriften, eine für den Spitalmeister und zwei für die mit der Revision betrauten geistlichen und weltlichen Spitalräte.

Der Aufbau der Rechnungsbände folgt einer formularartigen Struktur mit einzelnen Rubriken. Das Erscheinungsbild der Bände entwickelte sich vom typisch spätmittelalterlichen Schmalfolio- hin zu Folio- und Großfoliobänden mit Bindung in Pergament (Kopert), Leder und fester Pappe mit Farbabstufungen und Marmorierungen. Insgesamt bilden diese Rechnungsbände wegen ihrer seriellen Überlieferung einen wichtigen Fundus für die Heimatforschung und eine wissenschaftliche Nutzung durch die unterschiedlichsten Disziplinen.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Archivs der St. Katharinenspitalstiftung, des Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Regensburg und der Universitätsbibliothek Regensburg.