Frömmigkeit, Feste, Bräuche in Bayerisch-Schwaben

Christliche Glaubenspraktiken, der Festkalender der Kirche, Kasualien, Übergangsriten und Bräuche im Jahreslauf manifestierten sich auch in der materiellen Kultur. So brachten angekohlte Weihehölzer den Segen des Osterfeuers und Weihnachtskrippen das Geschehen um die Geburt Jesu Christi in die Häuser. Gemälde des Heimatmalers Otto Schorer (1917-2006) zeigen das Aufrichten des Maibaumes und eine Altweibermühle in Langenhaslach (Neuburg a. d. Kammel, Lkr. Günzburg) zur Fastnacht.

Devotionalien und Votivgaben von teils überregionalen Wallfahrtsorten verweisen auf die früher weit verbreitete Praxis, sich in großer Not durch ein Versprechen der göttlichen Hilfe anheimzustellen und die Muttergottes, etwa in Maria Steinbach und in Violau, oder Heilige wie Crescentia in Kaufbeuren, um Fürsprache zu bitten. Der Übergang vom Tragen eines Amuletts mit Bezug zu Gnadenstätten, etwa ein Ulrichskreuz oder ein Kreuz aus Donauwörth, hin zu magischem Denken und Handeln konnte fließend sein: Eine Feigenhand aus Koralle oder ein Krebsauge sollte Krankheiten vorbeugen, Böses abwehren oder als Talisman dienen.

Während weiße Taufkleidung das erste Sakrament im christlichen Lebenslauf versinnbildlicht, bildeten spezifische Geschenke neben entsprechender Kleidung und Ausstattung, etwa Wandschmuck mit Denksprüchen, die erste Uhr, Gebetbücher und Rosenkränze, wichtige Bestandteile der Feiern von Kommunion und Konfirmation. Hochzeitsfeierlichkeiten unterstrichen die Bedeutung der Ehe als Bund fürs ganze Leben, während die Wahl zwischen schwarzer oder weißer Brautkleidung für die kirchliche Trauung noch bis in die 1950er-Jahre auch praktischen Überlegungen folgte.

An ein gottesfürchtiges Leben und die tiefe Eingebundenheit in die katholische Frömmigkeit erinnern neben Kruzifixen, Weihwasserkesseln und Wandschmuck auch Objekte, die der häuslichen Andacht dienten, etwa Eingerichte und nicht zuletzt eine Versehgarnitur: Sie stand, als die meisten Menschen noch zu Hause starben, dort zum Spenden der Sterbesakramente durch den Priester bereit. An Totengedenktagen oder als dauerhafter Grabschmuck symbolisierten Perlkränze das ewige Leben.

Von der vollkommenen Ausrichtung des Lebens auf das Transzendente zeugen die Sammlungsobjekte aus der Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld: Die enge Taktung eines gottgeweihten Tagesablaufes symbolisiert die Turmuhr der Abteikirche "Mariä Himmelfahrt" aus dem Jahr 1722. Bis 1963 rief sie die Nonnen, die gemäß der Regel des heiligen Benedikt leben, zur Lesung, zum Gebet und zur Arbeit. Meisterhafte Klosterarbeiten einzelner Chorfrauen können als bildgewordene Gebete betrachtet werden.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Museum Oberschönenfeld.